„Kreative Homöopathie“: Heilpraktikerin Antonie Peppler heilt längst Malaria!?


Weil es im Rahmen der Homöopathie nichts gibt, was es nicht gibt und kritischer Journalismus nicht die Regel ist, konnte die Heilpraktikerin Antonie Peppler im main.tv freudig und stolz darüber berichten, dass sie mit ihrer „Kreativen Homöopathie“ sehr gute Erfolge bei der Heilung von Malaria erzielt, auch in Afrika, und dass sie ihre Forschung ausweiten wird. Selbst vom Tropeninstitut soll sie bereits Patienten übermittelt bekommen haben, die sie ebenfalls erfolgreich behandeln konnte. Dazu findet man im Internet zwar nichts, aber wen wundert das noch? Ihre Homöopathie, die sie „kreativ“ nennt, sei auf Hahnemann aufgebaut, sie würde jedoch mehrere Mittel in Hochpotenz (C 50.000) gleichzeitig verabreichen. Ihre eigenen Erfindungen dieser Kombinationen wirkten wesentlich schneller, selbst als die „Schulmedizin“. Die Frau lehrt ihre Ideen natürlich längst und dazu ist sie in jeder Hinsicht esoterisch kreativ.

Der Chinarinden-Versuch, der Hahnemann berühmt machte und der nie reproduziert werden konnte, kam auch aufs Tablett, denn das Mittel China hätte sich natürlich bei der Behandlung von Malaria bewährt und gehöre auch zu ihrer Auswahl.

Meine Fresse …

 

Da der Chinarinden-Versuch als Geburtsstunde der Homöopathie verkauft wird, brachte die massive Kritik an ihm Lobby-Homöopathen bereits vor Jahren in Wallung:

Offenbar nagt der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit so schwer, dass die Karl und Veronika Carsten Stiftung (KVC), eine bedeutende Lobby-Truppe der Alternativmedizin, ein Büchlein publiziert hat, dessen einziges Ziel es ist, den Chinarinden-Versuch zu relativieren (Klick).

Welch´ Rechtfertigungsdruck muss derzeit auf den Homöopathen lassten, dass sie sogar ihr “Goldenes Kalb” zerlegen?

Aus einem anderen Zusammenhang heraus wäre nämlich das aus ihrer Dissertation hervorgegangene Büchlein der homöopathischen Ärztin Dr. Birgit Lochbrunner kaum zu verstehen.

Hauptmotiv für das Thema ihrer Arbeit war – was unüberlesbar aus dem Text hervor geht – die schon oben angesprochene, umfängliche und vernichtende Kritik der Gießener Pharmakologen Krämer und Habermann an Hahnemanns Chinarinden-Versuch.

Und die offensichtliche Zielsetzung der Lochbrunner´schen Dissertation ist es wohl, den kritischen Hinweis der Wissenschaftsmedizin zu entkräften, der sich – nachdem Hahnemanns Hypothesen zum Chinarinden-Fieber ins Reich der Legenden verwiesen wurde – zwangsläufig mit der Frage beschäftigt, wie wahrscheinlich es sein mag, dass ein unbestreitbar falsches Ergebnis eines Schlüssel-Experiments trotzdem ein tragfähiges, universell gültiges Therapiekonzept generiert?

Der Beantwortung dieser Frage sind die Homöopathen bisher möglichst aus dem Weg gegangen, denn sie führt auf direktem Weg Richtung Offenbarungseid. Da schweigt man dann besser, und wartet, bis sich der Fragende wieder verzogen hat.

Frau Lochbrunner allerdings geht jetzt – ganz offensiv – einen neuen Weg, um die Homöopathie von einer ihrer gefährlichsten Fußfallen zu befreien: Sie erklärt der erstaunten Welt, dass der zur Erklärung des simile-Prinzips “untaugliche” Chinarinden-Versuch fortan nicht mehr als Schlüsselexperiment der Homöopathie angesehen werden darf, sondern als fruchtbarer Irrtum – weil das Simile-Prinzip ansonsten funktioniert.

Belege dafür fehlen zwar, aber deswegen – man ahnt es schon – gibt es neue Perspektiven für vielfältigste Forschungsvorhaben. Was nichts anderes bedeutet, als mit wissenschaftlicher Methodik weiterhin dem unsichtbaren, rosafarbenen Einhorn nachzuspüren und dabei Berge von Papieren ohne jeden Nutzwert zu produzieren … MEHR

Da es aber die Homöopathie Apologeten mit der Wissenschaft nur dann ernst meinen, wenn es für sie um angebliche Bestätigungen ihres NICHTS geht, wobei es ja bekanntlich keinen einzigen anerkannten Wirksamkeitsnachweis gibt, nimmt man es mit der Wahrheit auch nicht so ernst, ignoriert lieber Kritik ausdauernd, verhöhnt Kritiker und versucht diese mundtot zu machen.

In einer „Abenteuer Forschung“ Sendung 2012 ging es auch um das Thema China officinalis  im Zusammenhang mit Malaria-Prophylaxe und Lesch berichtete unter anderem, dass der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte vor einer entsprechenden homöopathischen Prophylaxe warnte und er schockiert gewesen sei, trotzdem entsprechende Mittelchen im Internet gefunden zu haben. Tja, Herr Lesch, auch sie können noch dazulernen, denn desweiteren sah selbst der DZVhÄ bis heute keinen Anlass den Chinarinden-Versuch Hahnemanns kritisch zu thematisieren oder das Mittel China in Frage zu stellen. Bei der Mittelbeschreibung dort liest man zwar nichts von Malaria, aber dafür wird man auf einer anderen Seite darüber aufgeklärt, dass gesetzliche Krankenkassen bei bestimmten Indikationen homöopathische Arzneimittel nicht nur für Kinder bis zum Alter von 12 Jahren bezahlen, 36 Ausnahmen werden gelistet und darunter die Behandlung der Malaria (Punkt 10). Es lohnt sich, die gesamte Liste aufmerksam zu lesen!

Und oh Wunder, bei Suchanfrage Malariaprophylaxe und Malaria-Prophylaxe erhält man ein Ergebnis, das auf eine Seite mit Stichpunkten zu den Ausgaben der Homöopathischen Nachrichten aus 2011 und 2012 verweist. Dort kann man sich bis zum Ende durchwühlen, bis man unter Februar 2011 liest: DZVhÄ: Es gibt keine homöopathische Malaria-Prophylaxe. Und in der verlinkten Pdf-Datei erfährt man dann das:

Der BBC behauptete in einem Beitrag im Januar, dass homöopathische Arzneimittel üblicherweise
zur Malaria-Prophylaxe verwendet würden. Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins
homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) stellt klar: „Dies ist nicht der Fall und wird von uns nicht
empfohlen.“
Die Expositionsprophylaxe, das heißt die Vermeidung des Insektenstiches, sollte die erste Maßnahme
darstellen. Des Weiteren existiert die Chemoprophylaxe, was bedeutet, dass vorsorglich
ein Medikament eingenommen wird, welches den Entwicklungszyklus des Erregers stört. Diese
Möglichkeit ist nur beschränkt wirksam aufgrund der zunehmenden Entwicklung von Resistenzen
des Erregers. Ist eine Malariaerkrankung eingetreten, empfehlen wir – insbesondere für Reisende –
eine konventionelle Therapie. Eine sachgerechte homöopathische Therapie ist – belegt durch
historische Daten – ebenso wirksam; sie bedarf allerdings qualifizierter und entsprechend
erfahrener homöopathischer Ärzte; diese sind nicht überall verfügbar und für Reisende schwer
einschätzbar. Für die betroffenen Länder und deren Bewohner stellt sich die Situation anders
dar; eine konventionelle Therapie wird durch zunehmende Resistenzen immer schwieriger, und
ist aus Kostengründen teilweise gar nicht verfügbar. In verschiedenen Ländern Afrikas werden
daher derzeit auch Studien zur homöopathischen Behandlung durchgeführt. Besonders in Entwicklungsländern
könnten vielen Menschen, und nicht nur bei Malaria, sondern auch bei anderen
tropischen Erkrankungen, mit Hilfe der homöopathischen Therapie effizient geholfen werden.

 
Lesch merkte ja auch an, dass vor diesen Machenschaften gewarnt werden müsse, nur gemacht wurde dagegen bisher nichts, ganz im Gegenteil, die Homöopathie dringt immer mehr in Hochschulen ein und fordert für Heilpraktikerausbildungen einen Bechelor of Science Titel. Ob es nun um Malaria, Malaria Vorbeugung, Malaria-ProphylaxeKrebs oder die Notfallmedizin geht, mit Homöopathie lässt sich selbstverständlich nahezu alles heilen und davon sind nicht immer weniger, sondern immer mehr überzeugt! Der guten Lobby-Arbeit auch von Ärzten und Apothekern sei Dank!

7 Gedanken zu “„Kreative Homöopathie“: Heilpraktikerin Antonie Peppler heilt längst Malaria!?

  1. Die Gilde der Heilbetrüger (sie selbst nennen sich Heilpraktiker) hat in der Person von Antonie Peppler in main.tv mal wieder kräftig zugeschlagen. Unterstützt von einem offensichtlich total naiven Moderator namens Jens Pflüger. Pflüger…Pflüger !? Da kommt doch gleich der Verdacht auf, dass dieser Pflüger möglicherweise mit dem Schüssler Salze produzierenden Unternehmen Pflüger identisch sein könnte. Muß ja nicht sein, aber wer weiß !? (Ihr wisst ja: Das besondere an dieser Tablette ist das „P“ in der Prägung ! Weitere Besonderheiten – z.B. eine Heilwirkung – sind nicht bekannt.)

    Dass es die Anopheles-Mücke ist, die als Überträger von Malaria festgestellt wurde, sagte Frau Peppler nicht, weil sie sich den Namen eines solch fremdartigen Insekts vermutlich gar nicht merken kann. Weltweit soll es 420 verschiedene Arten dieser Gattung geben, wovon 40 Arten davon Malaria übertragen können.
    Ach ja, zehn oder elf Bücher hat diese „Dame“ schon geschrieben. Es ist ja bekannt, dass man zum Thema Homöopathie eine ganze Menge Unsinn verzapfen kann, aber gleich elf Bücher mit Schwachsinn füllen, ist schon eine extreme und herausragende Geistesleistung.

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  2. Grundsätzlich ist nichts gegen alternative Heilmethoden einzuwenden, ich selbst schwöre auch nicht unbedingt auf die Schulmedizin. Leider sind Heilpraktiker etwas in Verruf geraten durch Quacksalber und dergleichen. Ich habe allerdings gute Erfahrungen mit Heilpraktikern gemacht.

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    • @isabella mann,
      würdest du auch soweit gehen und deine gesundheit ausschließlich in die hände des heilpraktikers geben? das wäre meiner meinung nach nur konsequent, oder ist dir die rückversicherung einer approbierten medizin doch nicht so unwichtig? sei doch bitte noch so nett und beschreibe „dergleichen“ etwas näher, dann kann man vllt. etwas näher darauf eingehen. was kann ein heilpraktiker deiner meinung nach, was ein arzt nicht leisten kann?

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  3. C50000? Da hat die Damen aber viele Jahre dran geschüttelt. Für ein einziges Präparat und 10 min Arbeitszeit pro Potenzierung sowie 40 Arbeitsstunden pro Woche dauert das 4 Jahre. PRO Präparat.

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