„Ein ‚rechter‘ Waldorflehrer soll gehen – Rudolf Steiner bleibt“


Ein neuer Waldorf-Artikel von Andreas Lichte, veröffentlicht im hpd

Ein ‚rechter‘ Waldorflehrer soll gehen – Rudolf Steiner bleibt

Nicht zum ersten Mal werden Waldorfschulen im Zusammenhang von „Rechtsextremismus“ auffällig. Erinnert sei hier nur an den „NPD-Waldorflehrer“ Andreas Molau. Nun gibt es einen neuen Fall. Und alles bleibt beim Alten.

Wolf-Dieter Schröppe war zwanzig Jahre lang Lehrer an der Waldorfschule Minden. Nun belegt ein Gutachten der “Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold”, dass der Waldorflehrer im rechten Umfeld aktiv war: „Der Lehrer hat sich über Jahrzehnte ab Mitte der 90er Jahre bis Mitte 2000 in extrem rechten Strukturen und Netzwerken bewegt – nicht als Mitläufer, sondern Organisator“, so ein Mitarbeiter der Beratungsstelle.

Im Artikel „Völkischer Pädagoge?“ von blick nach rechts wird dem Waldorflehrer vorgeworfen, dass er „bereits im Jahr 2000 in der Ludendorffer-Zeitung ‘Mensch und Maß’ über die Externsteine“ publiziert habe.

Der „Bund der Freien Waldorfschulen“, die Dachorganisation der Waldorfschulen, war bemüht, sich schnellstmöglich vom Waldorflehrer Schröppe zu distanzieren und forderte seine Entlassung. Doch kein Wort der Selbstkritik zum Begründer der Waldorfschulen Rudolf Steiner (1861–1925), und seiner rassistischen, germanozentrischen Gedankenwelt.

Was aber, wenn Rudolf Steiner selbst sich zu den Externsteinen geäußert haben sollte? Und das nicht irgendwo, sondern in „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“? [1] Einem Buch, dem die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) bescheinigte, dass es, Zitat BPjM „als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sei.

Die BPjM beanstandete unter anderem die folgende Text-Stelle, die den Inhalt des Buches zusammenfasst, Zitat Rudolf Steiner: „Eine Aufgabe, die besonders der kaukasischen Rasse obliegt, ist die: Sie soll den Weg machen durch die Sinne zum Geistigen, denn sie ist auf die Sinne hin organisiert.“ [2] „Kaukasische Rasse” gebraucht Steiner synonym für „weiße Rasse“, über deren Rolle er an anderer Stelle schreibt: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.“ [3] … WEITER

13 Gedanken zu “„Ein ‚rechter‘ Waldorflehrer soll gehen – Rudolf Steiner bleibt“

  1. „Bund der Freien Waldorfschulen: Warnung vor Verschwörungstheorien“

    „Im vergangenen Schuljahr habe es mindestens fünf Vorfälle an deutschen Waldorfschulen gegeben, die wegen ihrer Nähe zur rechtsextremen oder »reichsbürgerlichen« Szene in die Presse gerieten.“

    Verschwörungs- „Theorien würden auf junge Menschen oft verführerisch wirken, weil sie einfache Antworten für komplexe Zusammenhänge bereithielten, betont der Bundesvorstand in seinem Brief.”

    Hallo ?!?

    Wer hat einfachere Antworten als Rudolf Steiner und die Waldorfschulen ?

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    • … für Newbies ein Beispiel für Rudolf Steiners „einfache Antworten“:

      „Rudolf Steiners rassistischer Science-Fiction-Trash: ‘Aus der Akasha-Chronik’

      Rudolf Steiner (1861–1925) behauptete, Einblick in die „Akasha-Chronik“, ein geistiges Weltengedächtnis in der „Ätherwelt“, zu haben. Über diese „Chronik“, in der alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten seien, schreibt Rudolf Steiner sein Buch …

      ‘Aus der Akasha-Chronik’(1). Ich versuche, einem Freund den Inhalt zu erklären:

      „Es ist die Geschichte der Menschheit, wie sie sich dem Eingeweihten zeigt. So eine Art ‘Evolutionsgeschichte’, nur dass der Eingeweihte auch in die Zukunft schauen kann. Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …”

      „Wieso Sonne und Mond – das sind doch keine Planeten?!”

      „Für den Esoteriker Steiner schon. Die Erde formt sich im nächsten Entwicklungsschritt in den Jupiter um, dann kommt die Venus und zuletzt der Vulkan. Sieben Planeten, und auf jedem Planeten durchleben die Menschen sieben mal sieben Entwicklungsstufen … Ja, ich weiß, das klingt nach Science Fiction … ich habe mich an die Perry Rhodan-Hefte erinnert, du weißt schon, diese Groschenromane.”

      „Mich erinnert das Ganze an ein Video-Game, wo man immer das nächsthöhere Level erreichen muss!”

      „Ja, stimmt, das ist großartig, das trifft’s genau! Weißt du, das ist so platt, dass mir gar nichts mehr dazu einfällt – aber richtig übel ist, wie die Entwicklung abläuft, das ist nur noch bösartig …” und wird deshalb hier im Original wiedergegeben:

      „Diese zweite Gruppe der Astralmenschen hat diese ihre höhere Fähigkeit aber nur dadurch erworben, dass sie einen Teil – die erste Gruppe – der astralischen Wesenheit von sich ausgeschieden und zu niedriger Arbeit verurteilt hat. Hätte sie die Kräfte in sich behalten, welche diese niedere Arbeit bewirken, so hätte sie selbst nicht höher steigen können. Man hat es hier also mit einem Vorgang zu tun, der darin besteht, dass sich etwas Höheres auf Kosten eines anderen entwickelt, das es aus sich ausscheidet.”

      Dieselbe „These” wiederholt Steiner mehrmals, bis er schließlich zusammenfasst: „Man sieht, der Mensch steigt in ein höheres Reich auf, indem er einen Teil seiner Genossen hinabstößt in ein niederes. Diesen Vorgang werden wir auf den folgenden Entwicklungsstufen sich noch oft wiederholen sehen. Er entspricht einem Grundgesetz der Entwicklung.”

      Schließlich stellt Steiner den Bezug zur Gegenwart her: „Man nennt sie in theosophischen Schriften die Lemurier. Nachdem diese durch verschiedene Entwicklungsstufen durchgegangen waren, kam der größte Teil in Verfall. Er wurde zu verkümmerten Menschen, deren Nachkommen heute noch als so genannte wilde Völker gewisse Teile der Erde bewohnen.“(2)

      (…)“

      weiter: https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2014/12/18/rudolf-steiners-rassistischer-science-fiction-trash-aus-der-akasha-chronik/

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      • … die Waldorfschule Minden fällt keine Entscheidung zum „rechten“ Waldorflehrer Wolf-Dieter Schröppe, und Andreas Speit von der taz berichtet weiter, und weiter und weiter …:

        „Rechter Waldorflehrer in Minden

        Gruppenbild mit Kriegsverbrecher

        Hartnäckig leugnet ein Mindener Waldorflehrer rechtsextrem zu sein. Ein Bild zeigt ihn nun als Kollegen des SS-Mannes Erich Priebke (…)“

        „Rechter Lehrer an Waldorfschule Minden

        Noch immer nicht gefeuert

        Noch immer nicht gefeuert

        Waldorflehrer Wolf-Dieter Schröppe sitzt einem rechten Verein vor und schreibt für rechte Publikationen. Die Schule überlegt, ob sie ihn behalten will (…)“

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  2. Anthroposophischer Antiamerikanismus – Rudolf Steiner macht weiße Amerikaner schwarz

    In seinem Artikel „Ein kosmisches Komplott“ deutet Ansgar Martins die aktuellen, rechtsextremen Vorkommnisse an Waldorfschulen als Fortführung der rechten Weltanschauung „Anthroposophie“, die Rudolf Steiner (1861–1925) zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte.

    „Deutscher ist man nicht, Deutscher wird man“, wußte Rudolf Steiner und sah eine Weltmission des „deutschen Volksgeistes“. Durch ein kosmisches Komplott – den Ersten Weltkrieg – wurde diese deutsche Weltmission vom nach Weltherrschaft strebenden „Angloamerikanertum“ verhindert …

    In einem auf dem „Waldorfblog“ veröffentlichten e-mail-Austausch mit Ansgar Martins vermutete ich dafür als tiefere Ursache: Amerikaner „sind ‘spirituell’ schwarz.“

    Rudolf Steiner führt aus: „(…) Und so kann man sagen: Die Weißen können überallhin, können heute sogar nach Amerika hinüber. Alles dasjenige, was an weißer Bevölkerung in Amerika ist, das ist ja von Europa gekommen. Da kommt also das Weiße hinein in die amerikanischen Gegenden. Aber es geschieht ja etwas mit dem Menschen, wenn er von Europa, wo er dazu natürlich gebildet ist, daß er alles im Innern entwickelt, nach Amerika hinüberkommt. Da ist es so, daß gewissermaßen schon etwas sein Hinterhirn in Anspruch genommen werden muß. In Europa, sehen Sie, hat er als Europäer hauptsächlich das Vorderhirn in Anspruch genommen. Nun, in Amerika, da gedeihen diejenigen, die eigentlich zugrunde gehende Neger einmal waren, das heißt sie gedeihen nicht, sie gehen zugrunde, die Indianer. Wenn man dahin kommt, da ist eigentlich immer ein Kampf zwischen Vorderhirn und Hinterhirn im Kopf. Es ist das Eigentümliche, daß wenn eine Familie nach Amerika zieht, sich niederläßt, dann bekommen die Leute, die aus dieser Familie hervorgehen, immer etwas längere Arme. Die Arme werden länger. Die Beine wachsen auch etwas mehr, wenn der Europäer in Amerika sich ansiedelt, nicht bei ihm selber natürlich, aber bei seinen Nachkommen. Das kommt davon, weil die Geschichte mehr durch das Mittelhirn hindurch nach dem Hinterhirn sich hinzieht, wenn man als Europäer nach Amerika kommt. (…)“1

    Bei Weißen in Amerika verlagert sich das Denken vom „Vorderhirn“ zum „Hinterhirn“. Und das „Hinterhirn“ steht bei Rudolf Steiner für die Schwarzen:

    „(…) So daß also ein Schwarzer in Afrika ein Mensch ist, der möglichst viel Wärme und Licht vom Weltenraum aufsaugt und in sich verarbeitet. Dadurch, daß er das tut, wirken über den ganzen Menschen hin die Kräfte des Weltenalls so. (Es wird gezeichnet.) Überall nimmt er Licht und Wärme auf, überall. Das verarbeitet er in sich selber. Da muß etwas da sein, was ihm hilft bei diesem Verarbeiten. Nun, sehen Sie, das, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist daher das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das geht durch das Rückenmark. Und das kann alles das, was da im Menschen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. Daher ist beim Neger namentlich alles das, was mit dem Körper und mit dem Stoffwechsel zusammen hängt, lebhaft ausgebildet. Er hat, wie man sagt, ein starkes Triebleben, Instinktleben. Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn. (…)“2

    Rudolf Steiners Amerikaner ist ein (Halb-) Schwarzer. Und schon hat Anthroposoph einen weiteren Grund für seinen „Antiamerikanismus“. Auch wenn er das Steiner-Zitat gar nicht kennen sollte? Ansgar Martins schreibt in „Ein kosmisches Komplott“: „Die verschwörungsideologischen Sympathisanten der Waldorf-Szene spüren – möglicherweise unbewusst – den ursprünglichen politischen Kontext dieser Weltanschauung …“

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  3. Ansgar Martins bespricht auf dem „Waldorfblog“ die Neuauflage von Rudolf Steiners rassistischem Buch:

    „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“

    hier einige Auszüge:

    „Steiners „Volksseelenzyklus“ in kommentierter Neuauflage erschienen

    (…)

    Das sicher komplexeste und womöglich einflussreichste Buch aus dem Kanon anthroposophischer Völkerpsychologie und Rassenlehre ist nach zehnjähriger Überarbeitung wieder aufgelegt worden: Steiners sogenannter „Volksseelenzykus“. 2007 hatte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) das Buch unter Kommentarzwang gestellt, weil es „in Teilen als zum Rassenhass anreizend“ verstanden werden könne – worauf ich noch zurückkomme: Denn im neu aufgelegten Buch wird dieser Anlass der Neuauflage verschwiegen, der diskrimierende Charakter zurückgewiesen.

    (…)

    Warum die neue Auflage?

    Vor zehn Jahren nahm die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) zwei Bände der Steiner-Gesamtausgabe in Augenschein: „GA“ 107 und eben 121. Das Bundesfamilienministerium hatte 2006 den Antrag gestellt, beide Bücher zu indizieren. Der enthusiastische Anti-Waldorflehrer Andreas Lichte und die Critical Whiteness-Theoretikerin Jana Husmann hatten diesen Vorgang wiederum mit zwei Gutachten angeregt. In anthroposophischen Kreisen wurde die institutionelle Ebene entsprechend ausgeblendet und das ganze Verfahren strikt als Agitation zweier „Gegner“ verharmlost.

    (…)

    Obwohl im genannten Verfahren verschiedene weitere anthroposophische Institutionen ihren Einfluss geltend machten, Gutachter und Fürsprecher benannten, kam daher die BPjM zu folgendem Urteil:

    „Der Inhalt des Buches ist nach Ansicht des 12er-Gremiums in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen. […] Nach Auffassung des Gremiums finden sich im Vierten Vortrag vom 10.6.1910 (S. 68-85) sowie im Sechsten Vortrag vom 12.6.1910 (S. 104-119) Textpassagen, die aus heutiger Sicht als Rassen diskriminierend einzustufen sind, weil der Autor darin Menschen verschiedener ethnischer Herkunft aufgrund körperlicher Merkmale in unterschiedliche Wertungsstufen einteilt. […] Diejenigen Jugendlichen, die an Waldorfschulen unterrichtet werden, können aber sehr wohl ein Interesse an den Werken des Begründers und Namensgebers ihrer Schule entwickeln. Das Gremium sieht daher durchaus die Gefahr, dass gerade diese Jugendlichen die in den Texten enthaltenen negativen Bewertungen der nicht-europäischen Ethnien nicht kritisch hinterfragen […].“ (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, Entscheidung Nr. 5505 vom 6.9.2077, Pr. 782/06)

    „Das Gremium“ sah allerdings von einer Indizierung ab, da der Rudolf Steiner-Verlag zusicherte, die Bücher „nicht mehr in der vorliegenden Form zu veröffentlichen“, sondern mit kommentierten Neuauflagen zu versehen, so dass es sich um einen Fall „von geringer Bedeutung“ handelte. (vgl. ebd.)

    (…)

    [ Anmerkung Lichte: Bücher Rudolf Steiners werden an Waldorfschulen nicht gelesen. Leider, denn das würde WaldorfschülerInnen klar machen, was für eine Schule sie besuchen …

    Ansgar Martins geht im folgenden auf die an Waldorfschulen verwendete Literatur ein, in der sich Rudolf Steiners Rassismus nach wie vor spiegelt: ]

    In den (ausschließlich anthroposophischen) Literaturempfehlungen des Waldorflehrplans findet man 2017 kein einziges Lehrbuch zum Nationalsozialismus, dafür aber in der Liste „Weiterführende Literatur – Geschichte“ (Abruf am 21.3.2017) Karl Heyers „Studienmaterialien zur Geschichte des Abendlandes“, deren erster Band („Von der Atlantis bis Rom“) selbstverständlich mit der arischen Rasse beginnt. Viel haarsträubender ist die Liste „Weiterführende Literatur – Geographie“ (Abruf am 21.3.2017), wo unter anderen Herbert Hahns vier Bände „Vom Genius Europas. Wesensbilder von zwölf europäischen Völkern. Skizze einer anthroposophischen Völkerpsychologie“ empfohlen werden. Oder Christoph Göpferts „Das lebendige Wesen der Erde“. (vgl. dazu Jana Husmann: Schwarz-Weiß-Symbolik. Dualistische Denktraditionen und die Imagination von „Rasse“, Bielefeld 2011, S. 345-353) Schon diese beiden Publikationen zeigen die Bedeutung von Steiners „Volksseelenzyklus“ für den offiziellen waldorfpädagogischen Kanon der Gegenwart.

    (…)“

    zum vollständigen Artikel auf dem „Waldorfblog“:

    https://waldorfblog.wordpress.com/2017/03/21/ga121/

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    • „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“

      Rudolf Steiner

      dazu fallen den allermeisten wohl als erstes nicht „Anthroposophen“ sondern „Nationalsozialisten“ ein …:

      Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’

      (…)

      Anthroposophen arbeiteten in allen für sie wichtigen Praxisfeldern mit nationalsozialistischen Organisationen zusammen, im Überblick:

      – Waldorfschulen: „Das Motto der Waldorfbewegung im »Dritten Reich« lautete: »Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft.«1 Ihrer Selbstdarstellung zufolge lieferte die anthroposophische Pädagogik einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des neuen Deutschlands durch »die Pflege des völkischen Gedankens und die Betonung des Wesens und der Aufgaben des deutschen Geistes« und stand damit »im Einklang mit der Grundgesinnung des nationalsozialistischen Staates«.2“3

      – Anthroposophische Medizin: „Die Vereinigung anthroposophischer Ärzte stellte eine Hauptstütze der NS-treuen »Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde dar«.“4

      – „Biologisch-dynamische“ Landwirtschaft: „1935 wurde der »Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise« korporatives Mitglied der nationalsozialistischen »Deutschen Gesellschaft für Lebensreform« (Motto: »Die Weltanschauung der Deutschen Lebensreformbewegung ist der Nationalsozialismus«).“5

      (…)

      Credits: Die Darstellung der Geschichte der Anthroposophie im Verhältnis zum Nationalsozialismus ist eine Kurzzusammenfassung der Forschung von Peter Staudenmaier, seit August 2011 Professor für „Modern German History“ an der Marquette University. Haupt-Quelle ist Peter Staudenmaiers Beitrag: „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“, in: Uwe Puschner/Clemens Vollnhals (Hrsg.), „Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte“,Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012. Die Darstellung wurde von Peter Staudenmaier durchgesehen.“

      zum vollständigen Artikel: https://www.ruhrbarone.de/anthroposophie-und-nationalsozialismus-die-waldorfschulen-erziehen-zur-volksgemeinschaft/44449

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  4. Die taz hat eine Online-Diskussion zum Thema „Rechte an Waldorfschulen“, an der ich beteiligt war, in Auszügen in der Print-Ausgabe der taz veröffentlicht (hat das „Pep“?):

    „WOCHENSCHNACK

    Steiners autoritäres Erbe

    Sind Rechte an Waldorfschulen ein Betriebsunfall oder ein anthroposophisches Strukturproblem?“

    http://www.taz.de/!5494451/

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  5. „100 Jahre Waldorfschule:

    Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’

    „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“ ist ein Ausspruch Rudolf Steiners, der die vom Begründer der Waldorfschulen behauptete Überlegenheit der „Weißen“ zusammenfaßt. Der Erziehungswissenschaftler Prof. Heiner Ullrich behauptet dagegen in der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle.“ Passt das zusammen?

    „Wer heute Rudolf Steiner sät, wird Neurechte ernten“, sagt Caroline Sommerfeld, Autorin und Aktivistin der „Neuen Rechten“ und der „Identitären Bewegung“. Auf die Frage, ob sich ein Engagement bei der „Neuen Rechten“ mit der Waldorfschule vereinen lässt, führt Sommerfeld aus: „Steiners Grundgedanken sind ziemlich deckungsgleich mit dem, was Identitären ‚Ethnopluralismus‘ nennen, mit dem, was die bewusste Verwurzelung in der Tradition, im Volk, in Europa ausmacht, mit christlichem Selbstverständnis und auch einem bewahrenden Naturverständnis. Außerdem natürlich ist Waldorfpädagogik, gerade, weil sie nicht ‚mit der Zeit geht‘, sondern manchmal ziemlich anachronistisch ist, was Handwerk und Handarbeit, Lehrerautorität, Auswendiglernen, klassische Bildungsinhalte usw. betrifft, viel ‚rechter‘, als sie selber momentan sein will.“

    Die Dachorganisation der Waldorfschulen, der Bund der Freien Waldorfschulen, sah sich in der Vergangenheit immer wieder gezwungen, sich von „Rechten“ zu distanzieren. Doch die eigentliche Ursache des Problems bleibt: Rudolf Steiner.

    (…)“

    weiter bei „Humanistischer Pressedienst“: https://hpd.de/artikel/100-jahre-waldorfschule-rudolf-steiners-survival-of-the-whitest-16893

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  6. „Offener Brief an Henning Kullak-Ublick, Sprecher und Vorstand des ‘Bundes der Freien Waldorfschulen’.

    Berlin, 10. Juli 2020

    Sehr geehrter Herr Kullak-Ublick,

    ich bitte um Ihre Stellungnahme zur „Stuttgarter Erklärung“ des „Bundes der Freien Waldorfschulen“, zum Artikel des Humanistischen Pressedienstes: „Rudolf Steiners Rassismus und die ‘Stuttgarter Erklärung’“.

    Meine Frage an Sie: Wieso spricht der „Bund der Freien Waldorfschulen“ in der „Stuttgarter Erklärung“ noch im Jahre 2020 von „vereinzelten Formulierungen“ Rudolf Steiners, die diskriminierend „wirken“?

    Unabhängige Anthroposophie-Experten wie Prof. Helmut Zander, Prof. Peter Staudenmaier und andere haben schon vor Jahren nachgewiesen, dass Rudolf Steiners Rassismus durch seine anthroposophische „Evolutionslehre“ – Steiners „Menschheitsentwickelung“ – verursacht ist. Steiners „Menschheitsentwickelung“ ist zentraler Bestandteil der Anthroposophie, ihr Beweggrund und Ziel. Steiners Rassismus ist also wesenhafter Bestandteil der Anthroposophie.

    Rudolf Steiner weist menschlichen „Rassen“1 unterschiedliche Wertigkeit zu. Nur die „Weiße Rasse“ ist laut Steiner zur Höherentwicklung fähig, andere „Rassen“ sind dem Untergang geweiht, Zitat Steiner:

    „Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. (…) Und so ist es wirklich ganz interessant: Auf der einen Seite hat man die schwarze Rasse, die am meisten irdisch ist. Wenn sie nach Westen geht, stirbt sie aus. Man hat die gelbe Rasse, die mitten zwischen Erde und Weltenall ist. Wenn sie nach Osten geht, wird sie braun, gliedert sich zu viel dem Weltenall an, stirbt aus. Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse. (…) Und so werden in der Zukunft gerade aus den Rasseeigentümlichkeiten solche Dinge hervorgehen, die man kennen muss, damit man sich richtig hineinstellt ins Leben.“ (Rudolf Steiner, „Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums“, GA 349)

    Dazu sagt Prof. Helmut Zander: „Diese Aussagen, die Steiner 1923, zwei Jahre vor seinem Tod, von sich gab, sind kein Betriebsunfall in seinem Denken, sondern eher ein zusammenfassender Schlussstrich unter Überzeugungen, die Wurzeln in seiner Kindheit haben und die er seit seiner theosophischen Zeit evolutionstheoretisch aufgeladen und immer wieder geäußert hatte. ‚Degenerierte Indianer‘ und ‚passive Negerseelen‘ gehörten schon 1909 zu seinem weltanschaulichen Inventar, dazu kommen vergleichbare Vorstellungen zum Judentum (…)“ (Helmut Zander: „Die Anthroposophie – Rudolf Steiners Ideen zwischen Esoterik, Weleda, Demeter und Waldorfpädagogik“, Ferdinand Schöningh, 2019, Seite 196)

    Mit freundlichen Grüssen

    Andreas Lichte“

    veröffentlicht bei „Humanistischer Pressedienst“:
    „Offener Brief an Henning Kullak-Ublick vom ‘Bund der Freien Waldorfschulen’
    Anthroposophie und Rassismus“, https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-rassismus-18249

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  7. … damit Rudolf Steiner in der Waldorfschule bleiben kann, tun Anthroposophen alles …:

    „Rassismus-Zeitmaschine Anthroposophie

    „die Drei“, „Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben“, „herausgegeben für die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland“, stellt in ihrer März/April-Ausgabe 2021 „das heiße Eisen“ Rassismus und Antisemitismus in der Anthroposophie vor. Wenn Anthroposophen über Rudolf Steiners Rassismus urteilen, steht der Freispruch bereits vorher fest, aber die Begründung überrascht doch immer wieder. Der Anthroposoph Ralf Sonnenberg markiert hier einen neuen alten Tiefpunkt.

    (…)

    In seinem Essay „Im Niemandsland“ simuliert Sonnenberg eine kritische Position gegenüber Rudolf Steiner, um damit dessen späteren Freispruch vom Rassismus umso eindrucksvoller zu gestalten. Nachdem Sonnenberg ein Zitat Steiners vorgestellt hat, schließt er daraus, Zitat Sonnenberg Seite 31:

    „Das war, auf dem Zenit des spätkolonialen und imperialen Zeit­alters [von Steiner] ausgesprochen, durchaus vorausschauend, ebenso wie die einige Jahre später gegebene Zusicherung, dass der Rassen­begriff immer mehr an Bedeutung verliere und die Menschen unabhängig von Hautfarbe und Abstammung ‚aufeinander angewiesen‘ und daher bereits von ihrer ‚Naturanlage‘ her zur gegenseitigen Hilfe bestimmt seien.“

    Lies und denk: „Was wollen die Kritiker denn eigentlich, wenn Steiner in diesen finsteren Zeiten schon so fortschrittlich gedacht hat?“ Wenn laut Steiner „die Menschen unabhängig von Hautfarbe und Abstammung ‚aufeinander angewiesen‘ und daher bereits von ihrer ‚Naturanlage‘ her zur gegenseitigen Hilfe bestimmt“ sind – was soll der Kritiker denn da noch sagen? Das, was ich vor zehn Jahren im Artikel „Dr. Detlef Hardorp verkauft Rudolf Steiners Rassismus als Multikulti“ sagte. Eine Zeitreise in die Abgründe der Anthroposophie – ersetze den Namen „Detlef Hardorp“ durch „Ralf Sonnenberg“:

    „(…) Ausgerechnet an Rudolf Steiners berüchtigtem ‚Arbeitervortrag‘ – ‚Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums‘, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923 – versucht Detlef Hardorp [seinerzeit bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg] zu belegen, dass Rudolf Steiner kein Rassist sei. Steiner sagt dort, Seite 54 f.:

    ‚Erfindungen sind in Asien sehr wenig gemacht worden. Verarbeitet kann dann die Geschichte werden; aber Erfindungen selber, durch die sie das, was durch die Erfahrung mit der Außenwelt entspringt, verwenden, das können die Asiaten nicht machen.

    Zum Beispiel war es einmal so mit einem Schraubendampfer. Den haben die Japaner den Europäern abgeguckt, und nun wollten sie auch allein fahren. Vorher fuhren immer die Europäer und haben die Geschichte dirigiert. Nun wollten sie einmal allein fahren. Die englischen Ingenieure sind zurückgeblieben an der Küste. Plötzlich gerieten die Japaner draußen, die dann das Schiff geleitet haben, in helle Verzweiflung, denn das Dampfschiff drehte sich fortwährend um sich selber. Sie kriegten es nicht heraus, wie sie zu der Drehung die richtige Fortbewegung hinzubringen konnten. Die Europäer, die das wußten, die grinsten natürlich furchtbar am Ufer. Also dieses selbständige Denken, das der Europäer im Umgang mit der Umgebung entwickelt, das haben die Asiaten nicht. Die Japaner werden daher alle europäischen Erfindungen ausbilden; aber selber etwas ausdenken, das werden die Japaner nicht.

    Es ist einmal so beim Menschengeschlecht, daß die Menschen über die Erde hin eigentlich alle aufeinander angewiesen sind. Sie müssen einander helfen. Das ergibt sich schon aus ihrer Naturanlage.’“

    Der Deutlichkeit halber noch einmal kurz zusammengefasst, Steiner behauptet: Asiaten haben kein selbstständiges Denken. Asiaten können keine eigenen Erfindungen machen. Asiaten können nur die Europäer nachahmen. Deshalb müssen die Europäer den Asiaten helfen.

    Detlef Hardorp macht daraus aber dies, Zitat aus seinem Artikel „Die Menschen sind über die Erde hin aufeinander angewiesen“:

    „Steiner hat Differenzen in der Naturanlage zwischen Menschengruppierungen nicht geleugnet. Daraus leitet er aber keinen Rassismus ab, sondern im Gegenteil die Notwendigkeit einer symbiotischen Zusammenarbeit innerhalb einer multikulturellen Gesellschaft. Steiner in dem umstrittenen Arbeitervortrag: ‚Es ist einmal so beim Menschengeschlecht, dass die Menschen über die Erde hin eigentlich alle aufeinander angewiesen sind. Sie müssen einander helfen. Das ergibt sich schon aus der Naturanlage.‘ Das ist das erwähnenswerte eigentliche Fazit des umstrittenen Vortrages, das ist Steiners Haltung zur multikulturellen Gesellschaft in einer globalisierten Welt.“

    Hardorp zitiert Steiner sinnentstellend, indem er den Kontext des Steiner-Zitats verschweigt. So verkehrt er die rassistischen Ausführungen Rudolf Steiners in ihr Gegenteil. Hardorps Fazit ist das Ergebnis anthroposophischer „Zitierkunst“, wie sie unter Anthroposophen gerne praktiziert wird.

    Aber Detlef Hardorp wirft sein eigenes Verfahren Kritikern Rudolf Steiners vor, Zitat Hardorp:

    „Um Rudolf Steiner als ‚Rassisten‘ zu brandmarken, werden immer wieder dieselben Bruchstücke aus einem Vortrag zitiert, den er [vor] einer Versammlung von Bauarbeitern am 3. März 1923 hielt. (…)“

    Das war die Rassismus-Zeitmaschine Anthroposophie. Schade, dass man nicht unterscheiden kann, ob man sich gerade im Jahr 2011 oder 2021 befindet. Schade, dass die Anthroposophen, denen man begegnet, austauschbar sind: Damals wie heute ist ihnen jedes Mittel recht, Rudolf Steiners Rassismus zu leugnen.“

    Zum vollständigen Original-Artikel bei „Humanistischer Pressedienst“: https://hpd.de/artikel/rassismus-zeitmaschine-anthroposophie-19292

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    • … damit Rudolf Steiner in der Waldorfschule bleiben kann, tun Anthroposophen alles …:

      ‘Rudolf Steiner war kein Rassist’

      hpd, 27. April 2022

      Es gibt eine jahrzehntelange anthroposophische Tradition des Leugnens von Rudolf Steiners Rassismus. In der vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ herausgegebenen Zeitschrift „Erziehungskunst“ führt Jost Schieren, Professor an der anthroposophischen Alanus Hochschule, diese alte Tradition unter dem neuen Label „Waldorf & Wissenschaft“ fort. In seinem Artikel „Anthroposophie in der Kritik“ schreibt Schieren: „Rudolf Steiner war kein Rassist“. Eine Aussage, die an Eindeutigkeit nicht zu überbieten ist, nicht wahr?

      „Andreas, ich habe das nicht ganz geschafft, mir wurde förmlich schlecht (…)“, sagt Hans Trutnau, Autor des Humanistischen Pressedienstes, in seinem Kommentar über Rudolf Steiners Rassismus. Hans Trutnau hat es getan: einen Vortrag Steiners im Original gelesen!

      Was einem da begegnet, ist eine ganz spezielle Mischung aus knallhartem Rassismus und absurdesten Begründungen Steiners, bei denen man sich fragen kann, ob sie mit „Esoterik“ noch richtig charakterisiert sind, oder „Wahnideen“ nicht doch treffender wäre. Ein kurzer Auszug aus dem Vortrag wird Hans Trutnaus Erleben sicher nicht gerecht, vermittelt aber zumindest einen ersten Eindruck, Zitat Rudolf Steiner:

      „Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. (…) Und so ist wirklich ganz interessant: Auf der einen Seite hat man die schwarze Rasse, die am meisten irdisch ist. Wenn sie nach Westen geht, stirbt sie aus. Man hat die gelbe Rasse, die mitten zwischen Erde und Weltenall ist. Wenn sie nach Osten geht, wird sie braun, gliedert sich zu viel dem Weltenall an, stirbt aus. Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse. (…) Und so werden in der Zukunft gerade aus den Rasseeigentümlichkeiten solche Dinge hervorgehen, die man kennen muss, damit man sich richtig hineinstellt ins Leben.“1

      Dazu sagt Prof. Helmut Zander:

      „Diese Aussagen, die Steiner 1923, zwei Jahre vor seinem Tod, von sich gab, sind kein Betriebsunfall in seinem Denken, sondern eher ein zusammenfassender Schlussstrich unter Überzeugungen, die Wurzeln in seiner Kindheit haben und die er seit seiner theosophischen Zeit evolutionstheoretisch aufgeladen und immer wieder geäussert hatte. ‚Degenerierte Indianer‘ und ‚passive Negerseelen‘ gehörten schon 1909 zu seinem weltanschaulichen Inventar, dazu kommen vergleichbare Vorstellungen zum Judentum (…).“2

      Helmut Zanders Einordnung von Steiners Rassismus wird von Historiker Prof. Peter Staudenmaier im Interview mit dem hpd gestützt:

      „Ausgehend von Blavatskys3 entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer ‚höheren‘ Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht im Mittelpunkt von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.“4

      Jost Schieren übergeht die ihm bestens bekannten, eindeutigen Kontextualisierungen Prof. Zanders und Prof. Staudenmaiers und erklärt den für Anthroposophen als Prophet geltenden Rudolf Steiner notgedrungen zu einem bemitleidenswerten – „tragischen“! – Opfer des Zeitgeistes, Zitat Schieren:

      „Was die Rassismus- und Antisemitismus-Vorwürfe angeht, so ist festzuhalten, dass Rudolf Steiner in wenigen, allerdings sehr schwachen und schlichtweg schlechten Passagen seines Werks – als ein vielleicht tragisches Kolonialismuserbe oder auch als ein überhöht am deutschen Idealismus anknüpfendes Menschenbild – einen absolut inakzeptablen eurozentrischen Kulturchauvinismus vorträgt.“

      Im Indizierungsantrag gegen zwei Bücher Rudolf Steiners des „Bundesministeriums für Familie, Senioren und Jugend“ an die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) heißt es aber: „Die Rassen diskriminierenden Aussagen in den Werken Rudolf Steiners sind als besonders gravierend zu betrachten, da es sich keinesfalls um Zufallsprodukte oder durch den Zeitgeist bedingte rassistische Stereotype handelt. Sie sind vielmehr als Ausprägungen einer spezifisch Steinerschen esoterischen Rassenkunde zu sehen (…).“ Am 6. September 2007 entschied die BPjM, dass Steiners Bücher rassistischen Inhalt haben, „in Teilen als zum Rassenhass anreizend beziehungsweise als Rassen diskriminierend anzusehen“ sind.

      Schieren kämpft mit allen Mitteln, nicht nur um den Ruf der Anthroposophie, sondern auch um seinen Arbeitsplatz: wer braucht noch einen Professor einer anthroposophischen Hochschule, wenn die breite Öffentlichkeit erfährt, wer Rudolf Steiner wirklich war? An der Alanus Hochschule ist Schieren nicht allein mit seinem Versuch, einen neuen Steiner zu erfinden. Aber reicht das als Erklärung? Ruft Anthroposophie beim Gläubigen nicht vielleicht doch eine verzerrte Wahrnehmung hervor?

      Denn so schwer ist es nicht, zu bemerken, dass mit Rudolf Steiner „etwas nicht stimmt“. Vor meiner Ausbildung zum Waldorflehrer am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“ wusste ich noch gar nicht, wer Rudolf Steiner ist. Das erfuhr ich erst nach und nach während der im Seminar üblichen täglichen Steiner-Lektüre – dazu ein Auszug aus meinem Erlebnisbericht („L“ ist „Lichte“):

      „(…) Irgendwann, bei der ‚Allgemeinen Menschenkunde‘, bricht dann offener Streit aus. Steiner sagt: ‚Aber gibt es denn etwas, was wir im Leben tun, bei dem wir nicht das Bewusstsein haben könnten, dass wir es noch besser ausführen könnten? Es wäre traurig, wenn wir mit irgendetwas vollständig zufrieden sein könnten, denn es gibt nichts, was wir nicht auch noch besser machen könnten. Und dadurch gerade unterscheidet sich der in der Kultur etwas höher stehende Mensch von dem niedriger stehenden, dass der letztere immer mit sich zufrieden sein möchte.‘ ‚Großartig!‘, denkt L., ‚die perfekte Kurzanleitung zum Unglücklichsein, nie mit etwas zufrieden sein zu können.‘

      Aber was soll das mit den kulturell höher und tiefer stehenden Menschen? Wo führt das hin? Und genau diese Frage stellt er dem Dozenten, der sie abwiegelt, sich in Relativierungen versucht: ‚Das ist doch nur als Ansporn gedacht, mit seinen Bemühungen nie nachzulassen …‘ ‚Ja, aber denken Sie das doch mal zu Ende, wo kommen wir denn da hin? Ich finde, das ist ein gefährlicher Gedanke …‘ L. kann nicht ausreden, denn schon fällt ihm ein Seminarist ins Wort: ‚Natürlich gibt es höher und tiefer stehende Menschen! Ich sehe das Problem nicht!‘ ‚Das Problem ist, dass derjenige, der sich als höher stehend empfindet, auch andere Rechte für sich beansprucht …‘ ‚Hast du etwa ein Problem mit Hierarchien?‘ ‚Ich finde, das geht doch etwas weiter – und in Deutschland hat man ja leider gesehen, wie weit das Höher-und-tiefer-Stehen gehen kann – das ist gefährlich!‘ Eine Seminaristin beendet die ‚Diskussion‘: ‚Es gibt doch gar keinen Zweifel daran, dass ich als Mensch höher stehe als zum Beispiel jemand, der im Gefängnis sitzt!‘ L. ist sprachlos und die Stunde ist zu Ende. (…)“5

      Kein „justiziabler“ Rassismus, aber die Grundlage dafür: höher stehende und niedriger stehende Menschen. Jost Schieren scheint das nicht zu sehen – oder würde er trotzdem Lehrveranstaltungen zu Rudolf Steiners „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“ organisieren?

      Im Waldorfseminar habe ich später „gelernt“, dass Indianer eine „absterbende Rasse“ waren, weil ihnen „die Voraussetzungen für eine kulturelle Höherentwicklung fehlten“. Kein Fehler des Dozenten, sondern eine freie Wiedergabe Rudolf Steiners, Zitat:

      „Wir haben in der amerikanischen Rasse eine primitive Urbevölkerung vor uns, die weit, weit zurückgeblieben ist, auch in bezug auf religiöse Weltanschauung. (…) Aber die Europäer sind hinaufgestiegen zu einer höheren Kulturstufe, während die Indianer stehengeblieben und dadurch in Dekadenz gekommen sind. Diesen Entwickelungsvorgang muß man immer beachten. Er läßt sich darstellen wie folgt. Im Laufe der Jahrtausende verändert sich unser Planet, und diese Veränderung bedingt auch eine Entwickelung der Menschheit. Die Seitenzweige, die nicht mehr in die Verhältnisse hineinpassen, werden dekadent. Wir haben also einen geraden Entwickelungsstamm und abgehende Seitenzweige, die verfallen (siehe Zeichnung).“6

      Die „Zeichnung“, von der Rudolf Steiner spricht: „dekadente Abzweigung Affengeschlecht“, „dekadente Abzweigung Indianer“ …

      [ für die Zeichnung siehe den Original-Artikel bei „Humanistischer Pressedienst“, „hpd“: https://hpd.de/artikel/rudolf-steiner-war-kein-rassist-20317 ]

      Aber zum Glück hat uns Prof. Jost Schieren versichert: „Rudolf Steiner war kein Rassist“. Und das ist ganz sicher so, weil „Wissenschaft“, „Waldorf & Wissenschaft“!“

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      • … damit Rudolf Steiner in der Waldorfschule bleiben kann, tun Anthroposophen alles …:

        „‘Der Sturz der Geister der Finsternis’:
        Antirassismus bei Rudolf Steiner – oder Wahn?

        Humanistischer Pressedienst, 12. Oktober 2022

        Um den Weltrekord im „selektiven Zitieren“ kämpft die Anthroposophie schon lange mit – dank Spitzen-Anthroposophen wie Ralf Sonnenberg und Detlef Hardorp. Auf der Website „Anthroposophie gegen Rassismus“ der „Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland“ wird aktuell ein neuer „Wahnsinns“-Rekordversuch unternommen.

        Wenn die „Geister des Lichts“ mit den „Geistern der Finsternis“ die Rolle tauschen, und Rassismus, der vorher gut war, „plötzlich“1 schlecht wird: ist das ein Hinweis auf Antirassismus bei Rudolf Steiner – oder auf seinen Wahn?

        Selber lesen, selber entscheiden, ob Rudolf Steiner nur „ugs.“ – „umgangssprachlich“ – „einen an der Waffel hatte“2, oder bei ihm auch eine „klinische Diagnose“ zu stellen ist, Zitat Rudolf Steiner:

        „Denn während alles dasjenige, was auf die Herrschaft des Blutes gebaut war, Fortschritt bedeutete, solange das Blut unter der Herrschaft der Geister des Lichts war, bedeutet es unter der Herrschaft der Geister der Finsternisse Niedergangserscheinung. (…)

        Ein Mensch noch des 14. Jahrhunderts, der gesprochen hat von dem Ideal der Rassen, von dem Ideal der Nationen, der hat gesprochen aus den fortschreitenden Eigenschaften der menschlichen Entwickelung heraus;

        ein Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit.“

        Die letzte Textpassage findet sich als Werbeaussage für Rudolf Steiners vermeintlichen Antirassismus auf der Webseite „Anthroposophie gegen Rassismus“ der „Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland“. Das „ein Mensch“ in Kleinschreibung hinter dem Semikolon3 wurde in „Ein Mensch“ in Großschreibung als Satzanfang verwandelt: um zu verschleiern, dass der Satz willkürlich aus einem größeren Zusammenhang gerissen wurde? Eine Quellenangabe für das Zitat Rudolf Steiners wird auch nicht gemacht, wobei ein Link auf den Original-Vortrag Steiners doch wirklich kein Problem gewesen wäre, ich mache es einmal vor:

        Rudolf Steiner, „Die spi­rituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis“, ZWÖLFTER VORTRAG, Dornach, 26. Oktober 1917, GA 177, Seite 205.

        Ich empfehle, Steiners Vortrag im Original zu lesen, nur so versteht man, was mit „Wahn“ – mit „einen an der Waffel haben“ – gemeint ist, und wie grob das Steiner-Zitat von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland aus dem Zusammenhang gerissen wurde.

        Wer noch zögert, einmal wirklich Steiner zu lesen, dem hilft vielleicht eine Aussage, die 2022 auf einer Tagung von „Dreißig im anthroposophischen Feld tätigen Medienschaffenden“ gemacht wurde: „Mehrere im Kreis rieten davon ab, sich bei Kritiken auf eine Auseinandersetzung um Zitate von Rudolf Steiner einzulassen.“4

        Ja, warum nur? Neugierig geworden? Hier noch einmal der Link …

        Nicht zuletzt enthält Steiners Vortrag wichtige Hinweise für Menschen, die glauben, dass ihre Arme die falsche Länge haben – über eine Schönheits-OP nachdenken? –, oder die erwägen, nach Amerika auszuwandern, Zitat Rudolf Steiner:

        „Die Amerikaner, die eigentlich Europäer sind, aber nach Amerika verpflanzt sind –wenn das auch heute noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, so ist es doch wahr –, sie bekommen allmählich Eigenschaften, die an die alten Indianer erinnern, die Arme bekommen eine andere Länge, als sie in Europa hatten, dadurch, daß der Mensch nach Amerika verpflanzt ist. Der physische Mensch paßt sich dem Boden schon an. Das geht sogar so weit, daß ein beträchtlicher Unterschied ist in der physischen Gestaltung zwischen den West- und Ostamerikanern. Das ist: sich dem Boden anpassen. Äußerlich, physisch, indianisiert sich der Europäer in Amerika. Wenn die Seele nun mitgeht mit diesem physischen Prozeß, wie das in früherer Zeit der Fall war, dann würde – nur in europäischer Phase – ein Wiederaufleben der Indianerkultur kommen. Das ist etwas paradox gesprochen, aber es ist doch so. Die Menschheit kann eben in der Zukunft nicht gebunden sein an dasjenige, was sie mit dem Erdboden verbindet; frei werden muß die Seele. Dann kann der Mensch über die Erde hin die physischen Eigenschaften seines Bodens annehmen, dann kann der Körper der Europäer, wenn er nach Amerika kommt, verindianisieren, aber der Mensch reißt sich in seiner Seele los von dem Physisch-Irdischen und wird ein Bürger der geistigen Welten. Und in den geistigen Welten gibt es nicht Rassen und nicht Nationen, sondern andere Zusammenhänge.“5

        Ja, in den „geistigen Welten“ muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, wusste schon Rudolf Steiner, oder war es doch …?6 Egal – am Ende zählt nur, was uns Steiner zwei Jahre vor seinem Tod, 1923, als „zusammenfassenden Schlussstrich“7 hinterließ, Zitat Rudolf Steiner:

        »Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.«“

        Zum Original-Artikel – mit links und Fussnoten – bei „Humanistischer Pressedienst“, „hpd“: https://hpd.de/artikel/sturz-geister-finsternis-antirassismus-rudolf-steiner-oder-wahn-20742

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