Paleo-Diät – „Wieder so eine leicht unsinnige Sache“


Ernährungstrend Paleo-Diät – Wie sinnvoll ist Steinzeit-Ernährung?

… Mit Jagen und Sammeln könnte man heutzutage nicht mal mehr die Bewohner von Szenestadtvierteln satt bekommen. Aber man kann so tun, als ginge es.

Wer der Steinzeiternährung folgt, isst nur Sachen, die schon damals für die Menschen verfügbar waren: Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Eier, Obst und Gemüse, Pilze, Nüsse und Honig. Im Idealfall fand der Steinzeitmensch das alles gleichzeitig. Lebensmittel, die sich die Menschen erst durch Ackerbau und Viehzucht erschlossen, werden vermieden. Getreide, also auch Brot oder Müsli, Milchprodukte und Zucker gelten den Anhänger dieser Diät als zu moderne Nahrungsmittel …

… Onlineforen, Kochbuchautoren und Seminaranbieter haben das Thema Steinzeitkost entdeckt. Eine der bekanntesten ist Sabine Paul, Gründerin des PaläoPower-Instituts. Sie verspricht auf ihrer Homepage „sprühende Energie mit der natürlichen Ernährung unserer fitten Vorfahren“.

Susanne Klaus leitet beim Deutschen Institut für Ernährungsforschung die Arbeitsgruppe Physiologie des Energiestoffwechsels. Sie kann der Steinzeiternährung nicht viel abgewinnen. „Wieder so eine leicht unsinnige Sache“, sagt sie.

Dem Trend liegt eine Theorie des US-Amerikaners Loren Cordain zugrunde. Er behauptet, dass der Mensch nicht dafür geschaffen ist, kohlenhydratreiche Agrarprodukte zu verdauen. Genetisch habe sich der Mensch seit der Steinzeit schließlich nicht weiterentwickelt.

Freiwillige Beschränkung als Religionsersatz

Dafür gebe es „keine wissenschaftliche Grundlage“, sagt Susanne Klaus. Die meisten Menschen können Brot und Milch problemlos verdauen. Sie machen es schließlich seit Tausenden von Jahren. Man wisse auch gar nicht so genau, was die Menschen in der Steinzeit gegessen haben. Ganze Nahrungsmittelgruppen auszuschließen, mache nach allen Erkenntnissen der Wissenschaft keinen Sinn. Sie rät zur gesunden Mischkost.

Dass viele Menschen inzwischen ihre Nahrungsmittelpalette einschränken, hält die Ernährungswissenschaftlerin für ein Wohlstandsphänomen. In Ländern wie Deutschland können die meisten Menschen alles essen, weil alles verfügbar und das meiste günstig zu haben ist. Da wird es schick, freiwillig zu verzichten. Und vielleicht sei das ja auch „ein Religionsersatz“ … zum ARTIKEL

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3 Gedanken zu “Paleo-Diät – „Wieder so eine leicht unsinnige Sache“

  1. Wenn schon das Denken der Paleo-Diät-Anhänger steinzeitlich anmutet, dann darf doch auch deren Ernährung sehr wohl steinzeitlichen Usanzen und Gepflogenheiten entsprechen. Passt doch irgendwie zusammen, oder etwa nicht? Das steinzeitliche Denken und das Essen meine ich.

    Übrigens: Ich trinke schon seit frühester Jugend nicht gerne Milch. Mir bereitet dieser Kuhsaft, wenn ich ihn nur rieche, Übelkeit. Bin ich deshalb auch ein Paleo-Diät-Anhänger?

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  2. Wer wissen will, wie die alten Steinis sich bestimmt nicht ernährten, muss sich nur die Seiten der notorischen Paläotiker anschauen. Bei Sabine Paul’s PaläoPower findet man zum Beispiel einen „grünen Smoothie“, in dem sich Birkenblätter, Ingwer und Bananen ein Stelldichein geben. Und Nektarinen, die’s überhaupt erst seit ein paar Jahrzehnten gibt – über das andere Obst wolln wir gar nicht spekulieren.

    http://palaeo-power.de/wildkraeuter-smoothies/

    Die Frage, ob Tee steinzeitlich sei, ist anscheinend auch ein Thema, das die paläolithisch orientierten Gemüter bewegt. Das Thema Milch ist dagegen so was von gestrig!

    Klicke, um auf PalaeoPowerThemaTee.pdf zuzugreifen

    Und Rosen soll man essen, weil jemand Reste davon in einer alten Höhlenanlage fand. Ob verdaut oder unverdaut, geht aus dem Textbeitrag leider nicht hervor.

    Klicke, um auf PalaeoPowerThemaRose.pdf zuzugreifen

    Irgendwie vermisse ich aber die hässlichen kleinen Snacks, die man vertilgte, wenn größere Beutetiere gerade nicht zur Hand waren. Abträglich fürs Geschäft?

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