„Kritik an gängigen Bewerbungsverfahren: Aussagekräftig wie Horoskope“


Die Süddeutsche schreibt:

… Bei der Besetzung von Stellen sind Unternehmen sehr kreativ – und schießen dabei oft über das Ziel hinaus. Mit allen Mitteln wollen sie die begabtesten, belastbarsten und teamfähigsten Kandidaten filtern. Einer wissenschaftlichen Überprüfung halten vieler dieser Methoden jedoch nicht stand. Den späteren Berufserfolg können nur die wenigsten zuverlässig prognostizieren. Viele Personalabteilungen fallen auf das Marketing von Unternehmensberatern herein, die unseriöse Testverfahren für die Bewertung der Kandidaten anbieten. Einzelne nutzen gar Mittel an der Grenze zur Esoterik …

… Stattdessen greifen viele Firmen auf unseriöse Angebote zurück. Beliebt sind Fragebogenverfahren, die Bewerber bestimmten Typen zuordnen. „Es gibt Tests die teilen Menschen in blaue, grüne oder gelbe Typen ein. Diese Verfahren basieren auf psychologischen Modellen, die nie belegt wurden“, sagt Viktor Lau. „Manche sagen, das ist nicht mehr als Kaffeesatzleserei.“ Jedem Typ werden verschiedene Eigenschaften zugeschrieben: einer ist gewinnend und emotional, ein anderer loyal und mitfühlend. „Es gibt auf dem Markt unseriöse Angebote mit der Aussagekraft von Horoskopen“, sagt Lau.

Sätze, die jeder bejahen kann

Dieser Vergleich liegt nahe, viele der angebotenen Eignungstest arbeiten mit dem gleichen Prinzip wie die Astrologie: dem sogenannten Barnum-Effekt. Hier werden positiv klingende Aussagen gemacht, in denen sich jeder wiederfinden kann. „Das sind Sätze wie: ,Sie wollen immer 100 Prozent geben, können aber auch mal alle Fünfe grade sein lassen.‘ Das macht bei Führungskräften und Personalern Eindruck“, sagt Lau. „Es liefert aber keine Aussagen über die Eignung eines Bewerbers.“

Gerade bei kleineren Firmen sind Personalabteilungen oft nicht in der Lage, unseriöse Anbieter zu erkennen. Manche lassen sogar die Handschriften von Bewerbern analysieren oder ziehen aus den Buchstaben der Namen Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Jobsuchenden. In wenigen Fällen sollen sich Firmen Unterstützung von Vertretern der Psycho-Physiognomik geholt haben, um den Charakter der Bewerber anhand von Schädel- und Gesichtsformen zu analysieren. „Das ist natürlich sehr selten, aber sehr selten bedeutet bei der großen Zahl an Bewerbungsverfahren vielleicht ein paar tausend Mal“, sagt Kanning, der in einem Buch die skurrilsten Methoden gesammelt hat … zum ARTIKEL

Vorsicht Coaching – Psycho-Physiognomik und weiterer esoterischer Unsinn

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