Homöopathie & Co irren – negative seelische Zustände führen NICHT zu Krebs!


Onkologe Professor Hubert Serve, Frankfurter Uniklinik:

Krebs ist nicht eine Krankheit, sondern es sind ganz viele Krankheiten. Insgesamt erkranken rund eine halbe Million Menschen jährlich in Deutschland. Davon schaffen es jährlich 150.000 nicht. Daran kann man sehen, dass die Mehrheit an Krebspatienten nicht sterben muss. Es gibt zwar Krebsarten, die schwer behandelbar sind und wir dem Patienten wenig Hoffnung machen können, aber es gibt ganz viele Arten, bei denen ist es anders. Die wichtigste Frage ist, wie weit die Krankheit schon fortgeschritten ist …

… Ich wehre mich gegen den Begriff Alternativmedizin, weil es nicht unbedingt eine Alternative sein muss. Den Begriff Komplementärmedizin mag ich mehr. Man ergänzt die Maßnahmen, die die Schulmedizin zu bieten hat. Es ist ein schwieriges Feld, weil zum Beispiel Homöopathie nicht geschützt ist und häufig reines Marketing ist. Es werden zum Beispiel Pillen verkauft, die überhaupt nichts bringen.Ich bin aber überzeugt, dass Homöopathie als Wirkprinzip, mit dem Ziel Krebserkrankungen zu heilen, nicht geeignet ist …

… Viele wissen nicht, dass die Therapieerfolge entscheidend davon abhängen, wie früh man die Krankheit erkennt, und dass es eben nicht so ist, dass früh erkannter Krebs mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod führt. Weil das die Menschen nicht wissen, gehen sie nicht zu Vorsorgeuntersuchungen. Sie haben Angst, dass sie Krebs haben, also gehen sie nicht zum Arzt weil sie denken, es wird schon keiner merken. Zudem denken manche Leute, Krebs sei ansteckend, was natürlich nicht stimmt. Dadurch werden Krebskranke noch mehr isoliert, als sie es ohnehin schon sind. Es gibt auch eine Menge Unwissen in Bezug auf die Therapien, denn Chemotherapie hat nach wie vor unglaubliches Angstpotenzial, obwohl wir heute gegen fast alle Nebenwirkungen, die für Angst sorgen, gute Medikamente haben …

Außerdem gibt es keine Krebspersönlichkeit und es gibt keine Belege dafür, dass mehr Menschen mit Depressionen oder mehr Pessimisten an Krebs erkranken. Dazu gibt es sehr umfangreiche und lang angelegte Studien. Krebs ist eine multifaktorale Krankheit und man weiß, dass eine genetische Veranlagung, Rauchen, Alkohol, Übergewicht, schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Umweltgifte Faktoren sind, die die Krankheit begünstigen können, trotzdem gibt es Menschen, die trotz „ungesunder“ Lebensweise nicht an Krebs erkranken und Krebskranke, die einen vorbildlichen Lebensstil pflegten. Andererseits sind die genannten Risikofaktoren gehäuft bei Menschen mit Stress, mit Problemen, mit negativer psychischer Verfassung und mit Depressionen anzutreffen. Der Synergieeffekt, das Zusammenspiel von Risikofaktoren und „negativer Psyche“, wird oft fahrlässig ignoriert, auch wenn es darum geht, dass die Psyche einen relevanten Einfluss auf die Genesung hätte, denn, wer mit einer ernsten Diagnose konfrontiert wird, ändert in der Regel an erster Stelle seinen Lebensstil in Bezug auf genannte Risikofaktoren und allein dies kann zu einer Verbesserung führen.

Hätte die Psyche einen so großen Einfluss auf die Heilung schwerster Krankheiten, müsste erst recht eine Krebsprophylaxe durch optimistisches Denken nachweisbar sein. Da große Untersuchungen jedoch ergeben haben, dass in Kriegszeiten Krebsraten sogar sinken, befindet man sich mit der allmächtigen positiven Psyche auf ganz dünnem Eis.

Ein möglicher Zusammenhang zwischen Depression und Krebs wird bis heute kontrovers diskutiert. Eine französische Studie untersuchte nun klinische Daten sowie Berichte von Patienten zu deren körperlicher und geistiger Gesundheit über 15 Jahre zu mehreren Zeitpunkten.

In der prospektiven Studie ließen sich keinerlei Assoziationen zwischen depressiven Symptomen und der Entwicklung eines Malignoms erkennen (Am J Epidemiol 2013, online 30. September).

Cédric Lemogne und Kollegen vom Hôpital européen Georges-Pompidou in Paris nutzten die Daten von 14.203 Probanden der GAZEL (Gaz et Electricité)-Kohorte aus den Jahren zwischen 1994 und 2009 … WEITER

Viele Untersuchungen beschäftigten sich in diesem Zusammenhang mit dem häufigen Brustkrebs der Frau. Zu dieser Fragestellung publizierte die dänische Krebsgesellschaft 2005 eine groß angelegte Studie mit 8.527 Teilnehmern. Typische Merkmale von Lebenskrisen und vitaler Erschöpfung, dauerhafte Übermüdung, Energieverlust, Reizbarkeit und allgemeine Demoralisierung wurden dabei erfasst. Innerhalb von 8,6 Jahren nach der Befragung waren 976 Studienteilnehmer an Krebs erkrankt (12%). Die vital erschöpften und unglücklichen Menschen waren aber in dieser Gruppe keineswegs in der Überzahl. Im Gegenteil: Die „Pessimisten“ wiesen sogar eine um 20% niedrigere Krebsrate auf.

Und: Personality Traits and Cancer Risk and Survival Based on Finnish and Swedish Registry Data

Zwar konnte gezeigt werden, dass sich einzelne Immunreaktionen infolge psychosozialer Belastungen messbar verändern. Die Funktionen des Immunsystems sind aber sehr komplex. Tumorzellen entkommen der Kontrolle des Immunsystems in der Regel nicht, weil das Immunsystem eines Menschen „geschwächt“ ist oder sogar „versagt“ hat: In Wirklichkeit sind Krebszellen für den Körper nicht fremd genug, um als „Feind“ erkannt zu werden.

Viele Menschen gehen davon aus, dass ein starkes Immunsystem nicht nur vor Infektionen, sondern auch vor Krebs schützt. Für sie folgt daraus: Bei Krebspatienten habe das Immunsystem versagt. Die Zusammenhänge zwischen Krebswachstum und körpereigener Abwehr sind jedoch weit komplexer als früher angenommen. Bisher gibt es keinen wissenschaftlich anerkannten Beleg dafür, dass eine pauschale „Immunstärkung“ vor Krebs schützt.

Immunologen erwarten dies auch gar nicht, und sie warnen vor Risiken: Würde man das Immunsystem zu insgesamt höherer Leistung „ankurbeln“, würde auch das Risiko für Autoimmunerkrankungen steigen. Viele der Mittel, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, und viele andere der angebotenen Verfahren zur Immunstärkung sind Methoden ohne wissenschaftlichen Wirkungsnachweis – es steht nicht einmal fest, dass sie vor Infektionen schützen. Nach bisherigen Erkenntnissen schützt eine Immunstärkung auch nicht vor Rückfällen oder Metastasen.

Fakt ist aber, dass die Diagnose Krebs für viele Menschen ein traumatisches Erlebnis darstellt, das sehr stressbehaftet ist, ganz egal wie sie bisher gelebt, gefühlt oder gedacht hatten. Genau damit wird das Immunsystem zusätzlich belastet und hier gilt es gegenzusteuern, damit effektive Therapien so gut wie möglich wirken können. Eine alleinige Heilung von Krankheiten über die Psyche ist ein Mythos, der heute besser belegt ist, als jemals zuvor.

Auch die Annahme, dass Depression zu Diabetes führe, ist so was von unlauter, dass einem die Haare zu Berge stehen, denn auch hier wird seriös wissenschaftlich thematisiert, dass die Diagnose Diabetes und die Konsequenzen, die daraus folgen, bei Patienten zu vermehrten Depressionen führen und dass vor einer Diabetes genannte Risikofaktoren oft eine Rolle spielen.

Selbst Verschwörungstheorien rund um Big Pharma können hier nicht überzeugen, denn es gäbe für die Pharma nichts besseres als eine „Glückspille“, die von jedem und regelmäßig zu schlucken wäre und die gleichzeitig jeden Lebensstil erlauben würde, um Krebs zu vermeiden! Die Masse hätte mit so einer Pille nämlich auch keinen Bock sich einer ständigen Psychohygiene zu unterziehen bzw. sie selbst zu erarbeiten und sich dabei zu kasteien.

Homöopathen und andere Quacksalber sind ja die angeblichen Spezialisten für Geist und Seele, die seit Jahrzehnten nichts anderes propagieren, als dass man es selbst im Griff hätte, ob man krank oder gesund sei, mit der Konsequenz, dass jeder selbst Schuld/Verantwortung für Krankheit, Gesundheit und Sterben hätte.

In der Homöopathie wird die „Krankheit“ in all ihren Dimensionen erfasst – also seelisch, körperlich und geistig. Jeder seelische Zustand nimmt dabei materielle Gestalt an. Ein negativer seelischer Zustand etwa verursacht negative Gefühle, die nach Ausdruck und Verwirklichung drängen. Auf Grund ihrer negativen Natur materialisieren sie sich häufig in Magengeschwüren, Herzleiden, Krebs, Angstzustände, Infektionen u. v. m. Der Patient ist somit nicht als unschuldiges „Opfer“ seines Krankseins – sondern als Mitverursacher zu verstehen.

Diese Äußerung stammt von der Ärztin und Homöopathin Monika Kölsch, einer der fünf Vorstandsmitglieder im Bundesvorstand des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte e.V. und befindet sich auf ihrer eigenen Webseite.

Desweiteren ist sie: Mitglied des Vorstands Gesellschaft Homöopathischer Ärzte in Sachsen e.V., in der Sächsischen Landesärztekammer und bei den Homöopathen ohne Grenzen.

Im  Rahmen des Wahlpflichtfachs „Klassische Homöopathie“ des Studiengangs Medizin der TU Dresden, durfte 2010 auch Kölsch ihre Weisheiten lehren.

Ihr Steckenpferd ist die „Telehomöopathie“, die homöopathische Fernbehandlung von Patienten via Internet und Telefon. Leider gelang es ihrem Mann nicht, den Begriff als Wortmarke zu schützen.

Deutsches Krebsforschungszentrum: Psychische Einflüsse auf die Krebsentstehung
Die Mär von der Krebspersönlichkeit
Deutsche Krebsgesellschaft: Krebspersönlichkeit
Gute Laune auf Befehl
Positives Denken macht krank
WAZ’n Quatsch: Meditation gegen Tumore

7 Gedanken zu “Homöopathie & Co irren – negative seelische Zustände führen NICHT zu Krebs!

  1. Man fragt sich ja schon, ob es nicht eine rechtliche Grenze gibt/geben müsste,
    gerade bei sehr ernstzunehmenden Erkrankungen wie Krebs solche unhaltbaren Aeusserungen tätigen zu dürfen. Wer es zu lange mit Quacksalberei versucht, risikiert Heilungschancen.

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  2. Wer es zu lange mit Quacksalberei versucht, risikiert Heilungschancen…… – und belastet im nachhinein die Leistungen der Krankenkassen durch erhebliche Mehrkosten.

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