Buchempfehlung: „Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz“ Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik


Das Buch ist eine unbedingte Leseempfehlung. Es müsste eigentlich heißen: „Sarrazin schafft sich ab“, denn auf 208 Seiten werden Sarrazins Thesen so zerlegt, dass von ihnen nichts mehr übrig bleibt. Spannender als jeder Krimi.

„Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz“ Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik, Michael Haller und Martin Niggeschmidt

„Die von Thilo Sarrazin heraufbeschworenen Untergangsszenarien sind uralt. Schon im vorletzten Jahrhundert waren es angeblich die Falschen, die am meisten Kinder bekamen: Ungebildete, Unterschichten und Volksfremde. Doch die befürchtete Degeneration blieb aus; die offene, moderne Gesellschaft erwies sich als leistungsfähiges Erfolgsmodell.

Worin liegt der Erfolg der Sarrazin-Thesen begründet? Der vorliegende Sammelband diskutiert aus Sicht verschiedener Wissenschaftsdisziplinen die Behauptung, in modernen Gesellschaften finde eine Gegenauslese zu Gunsten der Dummen statt. Die Autoren weisen dieser inzwischen weit verbreiteten Argumentation zahlreiche Fehler und Missverständnisse nach. Sie zeigen, dass die von Sarrazin angestoßene Debatte um eugenische Ideen kreist und sich zu weiten Teilen auf dubiose Forschungsergebnisse eines internationalen Zitierkartells stützt.“

Einführung

Inhaltsverzeichnis

Rezension von G. Hergenröther:

Als Thilo Sarrazins Publikation Deutschland schafft sich ab im Jahre 2010 erschien, war das Echo der Politik und der Medien einhellig ablehnend. Das traf anfangs selbst für die Bildzeitung zu, obwohl diese schon wenig später, wohl aus populistischen Gründen, die Fronten wechselte. Doch es wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher, dass der Autor mit seinen Thesen einen empfänglichen Nerv in der breiten Öffentlichkeit getroffen hatte und auf beträchtliche Zustimmung stieß.  Die wenigen Politiker  und Medienvertreter, die dabei blieben sich gegen Sarrazin auszusprechen wurden von ebendieser Öffentlichkeit offenbar als eine Art Kartell der politisch korrekten Repräsentanten der Gesellschaft gesehen, das im Gegensatz zu Sarrazin keinen Blick mehr für die in ihrer Sicht prekäre Realität unseres Landes hätte.

Der Autor, ehemaliger Finanzsenator von Berlin und SPD-Mitglied wurde bereitwillig von der gefühlten Mehrzahl der politischen Mitte und rechts davon als mutiger Querdenker, als Anwalt des Mannes auf der Straße akzeptiert. Damit begann ein beispielloser run auf dieses Buch, dessen Kauf mehr und mehr zu einer Demonstration des Protests wurde, ohne dass man davon ausgehen kann, dass es von der Mehrheit der Käufer, wenn überhaupt, auch vollständig gelesen wurde.

Als sich die mediale und politische Reaktion zu modifizieren begann warf man dem Autor zwar zum Teil  unhaltbare oder grob überzeichnete Aussagen vor, erklärte aber seine Intentionen grundsätzlich für ehren- und überdenkenswert. Auf der Strecke blieb dabei eine gründliche Analyse seiner Thesen und Schlussfolgerungen sowie eine fundierte Auseinandersetzung über seinen Sachverstand und die Auswahl und Aktualität seiner Quellen.

Diese Lücke schließt nun der Sammelband Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz, Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik, hrsg. von Michael Haller und Martin Niggeschmidt, erschienen 2012 bei Springer Fachmedien, Wiesbaden.

Dabei heben die Autoren des Werks vor allem den Alarmismus und die fragwürdige Originalität der verkündeten Botschaft hervor. Diese nährt sich vor allem aus amerikanischen Quellen (und deren deutschen Epigonen wie: Volkmar Weiss, Detlef Rost, Heiner Rindermann) , so aus dem Titel The Bell Curve (1992) der Autoren Murray und Herrnstein, der aus der behaupteten überproportionalen Vermehrung der US-amerikanischen Unterschicht und generell der Afroamerikaner Rückschlüsse auf die zurückgehende Intelligenz der US-Bevölkerung zieht. Ähnliche Thesen wurden bereits 1869 von dem britischen Autor und Naturforscher Francis Galton in seinem Buch Genie und Vererbung propagiert, der als Eugeniker die Meinung vertrat, dass die „befähigten Klassen“ in zivilisierten Gesellschaften durch geringere Fertilität zu einer Rasseverschlechterung beitrügen. Damit sind die Begriffe Eugenik und Rasse auf dem Tisch, an denen sich auch die Gefolgsleute Galtons nicht vorbeistehlen können. Sarrazin macht nun nichts anderes als den Gefahrenfaktor „Afroamerikaner“ durch  „muslimische Migranten“  zu ersetzen. Das drohende Degenerationsszenario bleibt genau dasselbe. Man nehme also einen Eugeniker aus der Mottenkiste des 19. Jahrhunderts, greife zurück auf dessen Epigonen aus dem zwanzigsten und behaupte unter Rückgriff auf solche Fachleute auf der Höhe der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion zu sein.

Der Alarmismus fußt auf einer unkritischen linearen Hochrechnung gegenwärtiger Trends in die Zukunft, ohne zu problematisieren, ob dies auch statthaft sein kann. Das erinnert an einen Artikel aus der London Times  aus dem Jahre 1894, in dem der Autor prognostizierte, dass bei der gegenwärtigen Menge der Droschken und Pferdefuhrwerke in weiteren 50 Jahren, also im Jahre 1944, die Straßen der Stadt unter einer neun Fuß hohen Schicht von Pferdemist ersticken würden. Exakt die gleiche Logik bemüht der Autor Sarrazin: man könne die gegenwärtige Kinderzahl muslimischer Familien einfach in die Zukunft hochrechnen und dann würden die Deutschen im eigenen Lande allmählich von Fremden majorisiert und wir steuerten auf eine islamische Republik Deutschland zu. Nun weiß jeder, dass ein Einwanderer zwar die Wirtsgesellschaft beeinflusst, dass er aber selber mindestens im gleichen Ausmaß von dieser beeinflusst wird. Es ist also schlichtweg Unsinn, aus einer linearen Hochrechnung in die Zukunft ein künftiges Bedrohungspotential zu konstruieren.

Ein dritter Aspekt ist nicht minder gravierend. Sarrazin behauptet, türkische Eltern, denen er eine geringere Intelligenz als den Europäern zuschreibt, würden ihre Defizite auf die nächste Generation vererben, so als gäbe es quasi als eine Art „Erbkrankheit“ ein identifizierbares „Intelligenzgen“. Diese Anschauung wird der genetischen Komplexität in keiner Weise gerecht. Der Mensch besteht aus einem bis heute noch nicht durchschauten und für komplexe Eigenschaften wohl auch in der Zukunft nicht voll zu durchschauenden Zusammenspiel zahlloser Gene. Weder wurde bisher ein „Intelligenz-Gen“ entschlüsselt,  noch konnte man bis dato „Intelligenz“ klar definieren, was sich wiederum auf die Glaubwürdigkeit von IQ-Testergebnissen auswirkt, wobei diese auch noch nicht selten aus ideologisch/politischen Gründen manipuliert werden.

Trotz dieser gravierenden analytischen und logischen Mängel wurde Sarrazin von vielen Seiten zugebilligt, er habe beherzt die gefährliche demographische Entwicklung unseres Landes analysiert, sei aber in einigen Formulierungen und Thesen dann doch etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Ähnlich angreifbar ist Sarrazins merkwürdiger „Rassebegriff“. Genauso wie in The Bell Curve den Afroamerikanern eine niedrigere Gruppenintelligenz zugeschrieben wird als ihren weißen Landsleuten tut das Sarrazin bei den Türken  (interessanterweise schreibt der Autor sowohl den Asiaten als auch den Juden eine höhere zu – wohl als indirekten Beleg für die Objektivität seiner Untersuchung). Nun mag der Rassebegriff zwar im populären Sinn durchaus üblich sein, wissenschaftlich ist er innerhalb der Spezies Mensch unsinnig, zumindest was die genetische Ausstattung einzelner Populationsgruppen angeht. Die unterschiedliche Hautpigmentierung erlaubt jedenfalls keinerlei wissenschaftlich haltbare Differenzierung in eigene Rassen, geschweige denn eine diesen zugrunde liegende Katalogisierung von Rasseeigen-schaften. Schließlich unterscheidet sich jedes Individuum von einem anderen aus genau derselben Population genetisch mehr, als jede noch so divergierende, willkürlich zusammengesetzte Gruppe von Menschen aus verschiedensten Weltgegenden (z. B. Innuit, Aborigines, Nordeuropäer, Semiten, Zulus, Buschmänner) von einer ähnlich willkürlich zusammengesetzten anderen Menschengruppe, da sich das angeblich kennzeichnende gemeinsame Genmaterial mehr und mehr nivelliert. Schließlich gibt es auf der Erde kaum eine genetisch so homogene Spezies wie die Spezies Mensch.

Daraus folgt, dass das Postulat einer deutschen, türkischen, jüdischen, chinesischen Population mit jeweils einheitlichen „Rasse“eigenschaften logisch-systematischen Unsinn darstellt.

Eine Untersuchung, die auf den Postulaten eines Intelligenzgens, einer genetisch einheitlichen Rasse und der behaupteten Möglichkeit beruht, zukünftige Entwicklungen linear aus der Gegenwart hochrechnen zu können, entlarvt sich damit von selbst als unseriös und unwissenschaftlich.

Die Behauptung der niedrigeren Intelligenz einer Menschengruppe nährt sich zudem aus dem Zirkelschluss, dass mangelnder sozialer Erfolg aus deren niedrigeren Intelligenz resultiere, und versucht anschließend im Bewusstsein dieses Vorverständnisses den Intelligenzquotienten dieser Gruppe zu messen (mit vorhersehbarem Ergebnis.)

Die Autoren Knebel und Marquardt stellen ab Seite 87 die naheliegende These auf, dass die Untersuchung der Interessenlage der Autoren solcher pseudowissenschaftlichen Machwerke weit interessanter und ergiebiger sei, als die der Plausibilität ihrer zumindest überholten oder gar rassistischen Denkansätze. Es handelt sich um Verfechter einer ideologisch zementierten neokonservativen, reaktionären Denkweise, die soziale Unterschiede als genetisch begründet und naturgegeben sehen, was für sie jede Sozialgesetzgebung überflüssig und sinnlos macht.  Dazu kommt noch, dass hier populistische Ängste einer verunsicherten Mittelschicht vor kultureller Überfremdung bedient werden, die gegenüber vulgären, gewaltbereiten Rechtsgruppierungen und Kameradschaften deutliche Berührungsängste hat. Es bleibt das „Verdienst“ Sarrazins, diesen Ängsten beim respektablen Bürgertum, legitimiert durch seine eigene großbürgerliche Herkunft und seine Karriere unter den Eliten unseres Staates, die höheren Weihen zu verleihen. Er gehört also zum neuen Mainstream eines gesellschaftlich anerkannten und längst in der Mittelschicht angekommenen europäischen Rechtspopulismus, der in vielen unserer Nachbarländer längst zählbare Erfolge in nationalen Wahlen erzielt hat.

Es ist das Verdienst der Untersuchung von Haller/Niggeschmidt, dass sie das Machwerk  Sarrazins argumentativ quasi im Vorbeigehen erledigt und sich weder von seinem publizistischen Erfolg noch von seiner behaupteten Wissenschaftlichkeit im Geringsten beeindrucken lässt. Der fundierten Diskussion der wissenschaftlich obsoleten Quellen und der analytischen Präzision der Widerlegung seiner alarmistischen Thesen ist kaum noch etwas hinzuzufügen.

Dabei ist das Sachbuch bei allem wissenschaftlichen Anspruch auch für ein breites Publikum sehr zu empfehlen. Der Stil ist eher journalistisch, was aber der sachlichen Genauigkeit der Analyse keinen Abbruch tut und die Lektüre zu einer erhellenden und ausgesprochen spannenden Erfahrung macht. Dem Leser wird verdeutlicht, dass Sarrazins Verschwörungstheorien letztlich jede Substanz fehlt.

Zum Schluss bliebe die Hoffnung, dass das Buch ein ähnlich breites Echo bei der  Leserschaft finden möge wie die Publikation von Sarrazin. Darüber, dass dies aller Voraussicht nach nicht geschehen dürfte, sollten wir uns aber keine Illusionen machen.

Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz
Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik
Herausgegeben von Michael Haller und Martin Niggeschmidt
Wiesbaden: Springer VS, 2012.
212 S. mit 17 Abb. u. 1 Tab. Br. EUR 29,95
ISBN 978-3-531-18447-0

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Anmerkung / Zitate:

Seite 34:  Es gibt keine wissenschaftliche Basis für die Behauptung , Schwarze und Weiße hätten unterschiedliche Erbanlagen. Bei komplexen und intelektuellen und emotionalen Verhaltensmerkmalen ist es extrem schwierig, Umwelt- und Erb-Einflüsse auseinanderzuhalten. Denn dabei sei nicht sicher, was überhaupt gemessen wird. Keine gängige Methode liefert aussagefähige Ergebnisse. Bis heute ist weitgehend ungeklärt, inwieweit komplexes menschliches Verhalten überhaupt vererbt wird. Es ist mit wissenschaftlichen Mitteln unmöglich , die relative Rolle von Erbe und Umwelt zu bestimmen, vor allem auch bei der menschlichen Intelligenz (US-Genetiker Jerry Hirsch 1995)

Seite 38/39 : Richard Lynns IQ Studien in Afrika: mangelnde Englischkenntnisse … Zum Kulturwissen zählten die in einer ländlichen Zulu-Region durchgeführten IQ-Tests Vertrautheit mit elektrischen Haushaltsgeräten, Mikroskopen und „westlichen Damen-Artikeln“. Bei einer weiteren IQ-Studie aus dem Jahr 1992 wies der Leiter die Probanden mit Gesten an, weil er deren Landessprache nicht beherrschte … Trotz dieser Fragwürdigkeiten und Mängel wird Lynn, der auch Murray und Herrnstein wissentschaftlich beraten hatte, von Sarrazin mehrfach als seriöse Quelle zitiert.

Seite 40: Wie aber will man die genetischen Grundlagen einer mentalen Eigenschaft herausfinden, wenn man diese schon a priori nicht klar definieren kann. Die zweite Großbaustelle ist der Fakt, dass bis heute kein Genetiker Gene für Intelligenz gefunden hat. Angaben zur Intelligenzvererbung stammen fast ausschließlich von Psychologen, die mit fragwürdigen Modellen (Zwillingsstudien) und fragwürdigen statistischen Methoden (bis hin zu politisch motivierten Datenfälschungen) nicht minder fragwürdige IQ-Testergebnisse auswerten – und dies oft mit Pioneer-Fund-Geldern. Im Fach Genetik weisen die meisten Psychologen hingegen eine ähnliche „Bildungsferne“ auf wie der ehemalige Bundesbanker.

[Seite 35/ 36,… : Zwillingsstudien werden entlarvt (Shockley, Jensen, Cyril Burt, Bouchard und Detlef Rost in Folge)]

Seite 44: Nach heutigem Stand der Forschung ist die Unterteilung der Menschen in „Rassen“ – das A und O der Pioneer-Fund-Forschung – hinfällig. Ein Team um den Genetiker Luigi Luca Cavalli-Sforza von der kalifornischen Stanford University hat in 14-jähriger Kleinarbeit die wissenschaftliche Literatur über Blutanalysen an weltweit 3400 Orten ausgewertet und die globalen „Verwandtschaftsbeziehungen“ der Bevölkerungen anhand einer Vielzahl unterschiedlicher Marker ( wie: Blutgruppe, Antikörper und Antigene) rekonstruiert … Zwei beliebige , nicht miteinander verwandte Menschen unterscheiden sich in etwa zwei von tausend Genen; und nur sechs Prozent von dieser „Varianz“ – unterm Strich also nur 0,12 Promille – ist ethnisch  bedingt.

Seite 132: Mendelsche Gesetze beziehen sich nur auf monogenetische Erbgänge, also eben gerade nicht auf intellektuelle Eigenschaften.  Durch die Neukombination des Genmaterials in jeder Generation ist jedes Kind einzigartig, und insbesondere in Bezug auf „Intelligenz“ lassen sich keine Vorhersagen für das Individuum machen. 

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Psychologisches Institut Heidelberg:

Der von Michael Haller und Martin Niggeschmidt herausgegebene Reader prüft in 10 Einzelbeiträgen die im öffentlichen Diskurs wiederholt vorgetragene Aussage “In der Sache kann man Sarrazin nicht widerlegen.”. Eine erste Gruppe von Beiträgen rekonstruiert die von Sarrazin benutzten Quellen und ordnet sie ein. Dabei wird die Parallelität zum Buch von Herrnstein & Murray (1994) “The Bell Curve” ganz evident. Eine zweite Gruppe von Beiträgen prüft die These der angeborenen Intelligenz und kommt dabei zu dem Befund, dass die dafür geltend gemachten Daten kritisch betrachtet werden müssen. Der dritte Teil stellt den gesellschaftswissenschaftlichen Zusammenhang der Sarrazin-Debatte her und zeigt als dahinter stehendes Motiv “die Verteidigung bürgerlicher Vorrechte durch die Exklusion missliebiger Sozialgruppen” (so Thomas Etzemüller).

Die Stärke dieser Beiträge ist es, die politische Motivation der Verwendung wissenschaftlicher Befunde aufzuzeigen – daneben wird zugleich sichtbar, dass eine ganze Reihe von ideologisch motivierten Aussagen wissenschaftlich nicht haltbar sind und auf Missverständnissen bzw. fehleranfälligen Grundannahmen beruhen. So wird z.B. berichtet, dass die Stichprobenselektion für Studien mit eineiigen Zwillingen, die getrennt aufwachsen, einen Bias zugunsten der ähnlicheren Zwillinge besitzen dürfte, da diese in besonderer Weise auffallen und daher mit höherer Wahrscheinlichkeit in eine Stichprobe kommen, verglichen mit unähnlichen getrennt aufgewachsenen EEZ. Deutlich wird auch die politische Verquickung von Wissenschaft und Politik am Beispiel des umstrittenen Pioneer Fund und der tendentiell rassistischen Fachzeitschrift “Mankind Quarterly” herausgearbeitet.

Das Geflecht von Bildung, Genetik und Intelligenz lässt sich nicht einfach aufklären – dafür sind die Zusammenhänge viel zu komplex und bis heute nicht wirklich vollständig entschlüsselt. Noch nicht einmal für so einfache Dinge wie den Flynn-Effekt (=erhebliche Zunahme der IQ-Punkte über Generationen hinweg, verbesserte Ernährung? Hirnwachstum? zunehmende Test-Wiseness? bessere visuelle Fähigkeiten?) haben wir eine allseits akzeptierte Erklärung…

2 Gedanken zu “Buchempfehlung: „Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz“ Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik

  1. Warum kommen diese Erkenntnisse erst jetztin die Öffentlichkeit?

    Vor zwei Jahren war das doch anscheinend auch schon bekannt!

    Und dieser „Sachverstänsige Pseudo-Wissenschaftler“ wäre seit zwei Jahren als das bekannt, was er in Wirklichkeit ist!!

    Nämlich „Ein gefährlicher Brandstifter“, ein „Hassprediger der übelsten Sorte“, ein Niemand, den keiner braucht!!

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  2. Es ist eine wichtige Frage, warum dieses Buch so einen Sturm ausgelöst hat. Allerdings glaube ich nicht, dass die IQ-Frage dabei so im Mittelpunkt steht.
    Die Politiker hatten Angst vor einem Kippen der Stimmung, nicht ganz zu unrecht, aber hier war die Angst wahrscheinlich zu groß, um zu sehen, dass in dem ganzen Wust von fragwürdigen Behauptungen eine wichtige (und berechtigte) Frage von ihm zumindest aufgeworfen, wenn auch vielleicht nicht angemessen beantwortet wurde. Hier ein aktueller Artikel – http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/749182/Die-Stille-vor-dem-Sturz – der unsere allzu große Nachgiebigkeit und mangelnde Beachtung von eigenen ökonomischen Bedürfnissen benennt – Länder wie Australien, Kanada, USA sind da restriktiver, aus gutem Grund.
    Dass eine Gesellschaft auch ihr Eigeninteresse wahren darf, ist banal und wird ja wohl bestenfalls von Leuten bestritten, deren Idealismus den Realitätssinn erstickt hat.

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