Aluminium – was für ein Gefährdungshype!


Der österreichische Verschwörungstheoretiker, Impfgegner, Panikmacher, Autor und Dokumentarfilmer  Bert Ehgartner, dessen Bücher logischerweise auch über den Kopp-Verlag zu erwerben sind, hat mit seinem Film „Akte Aluminium“, der letztes Jahr in ARTE gesendet wurde, viel Aufsehen erregt. Das unberechtigte und unverantwortliche Schüren von extremen Ängsten ging natürlich auf und das zeigt eine aktuelle Petition bei Change.org, die Ehgartner in Anlehnung an sein Filmchen selbst eingestellt hat und die bereits von über 20.000 Menschen unterzeichnet wurde.

Ehgartner behauptet, Aluminiumhydroxid verursache Brustkrebs durch Deodorants mit entsprechendem Inhalt, Alzheimer-Demenz, Allergien und Autoimmunerkrankungen. Die Panikmache hat in der Bevölkerung gefruchtet und neben dem Blogger Stephan Angene, der in seinem Artikel „Angst essen Verstand auf, oder „Die Akte Aluminium“ von Bert Ehgartner“, für Aufklärung sorgt und auch schreibt: „Es bleibt festzuhalten, dass die Art und Weise, wie Bert Ehgartner einen 89-minütigen Film nur mit an den Haaren herbeigezogenen Räuberpistolen und Horrorstorys über Aluminium füllt, ihresgleichen sucht. Eigentlich wundert man sich, dass er die Verantwortung für Tsunamis, Hurrikanes, Vulkanausbrüche, Erdbeben, drohende Überbevölkerung und Klimawandel nicht auch noch dem Aluminium in die Schuhe schiebt.“, berichtete nun auch SPIEGELONLINE zum Thema: „Seit Jahren geht das Gerücht um, Aluminium verursache Alzheimer und Brustkrebs. Beweise dafür fehlen, dennoch sorgen sich viele Verbraucher um Alu in Deos.“

Fakt ist jedenfalls:

Aluminium (Al) ist das dritthäufigste Element und häufigste Metall der Erde. Täglich kommt der Mensch auf ganz natürliche Weise mit Aluminiumverbindungen in Berührung. Selbst die Atemluft und unser Trinkwasser enthalten deutlich messbare Spuren des Metalls. Auch in unserer Nahrung kommt Aluminium ganz natürlich (also nicht durch Anreicherung) vor, so zum Beispiel in Kartoffeln und vielen anderen Gemüsearten wie auch in Teeblättern. Darüberhinaus findet sich das Metall in einer schier endlosen Anzahl von Gebrauchsgegenständen, die, je nach ihrer Beschaffenheit, mehr oder weniger viel Aluminium absondern (Emission).

Vor diesem Hintergrund ist es verwunderlich, dass Mitte der 1990er Jahre ausgerechnet Antitranspirante und Deodorants auf Grund ihres Aluminiumgehaltes plötzlich eine dringliche Gefahr für Mensch und Gesundheit darstellen sollten. Nach mehr als 100 Jahren problem- und konfliktloser Anwendung, wurden diese Mittel quasi über Nacht verteufelt, ungeachtet der wissenschaftlich belegten Tatsache, dass deren Aluminiumgehalt relativ gering und eine Aufnahme durch den Körper nahezu ausgeschlossen ist. Trotzdem verbreitete sich das Gerücht ungeprüft oder durch Halbwissen fragwürdig ergänzt, in Windeseile. Am Ende waren Anwender auf der ganzen Welt verunsichert. Erst wer seinen Arzt konsultierte wurde aufgeklärt. Noch heute geistern Gerüchte wie „Deos erzeugen Brustkrebs“ oder „Aluminium-Deos lösen Alzheimer aus“ durch das Internet. Wer sich jedoch näher mit den diffamierten Produkten und vorallem mit dem Thema „Aluminium“ beschäftigt, wird schnell erkennen, was von den unzähligen Behauptungen wahr oder falsch ist … WEITER

Seltsamerweise kursiert bereits seit den 90er Jahren eine Kettenmail in mehreren Sprachen im Internet (auch  in Österreich), die vor Deos in Bezug auf Brustkrebs warnt und diese wurde längst als Hoax entlarvt. Sie könnte ja Ehgartner inspiriert haben 😉

Der Krebsinformationsdienst dazu:

Deos und Antitranspirantien: Als Risiko verkannt?

Stimmt es, dass Aluminium und Konservierungsmittel in Deos Krebs fördern? Sollte man auf solche Kosmetika besser verzichten?
Wer schön sein will, darf nicht schwitzen: Noch vor wenigen Jahrzehnten genügten Wasser und Seife, später vielleicht noch Deos, die Körpergeruch verhinderten. Heute nutzen viele Menschen so genannte Antitranspirantien. Diese hemmen die Schweißbildung – glaubt man der aktuellen Werbung, gelingt dies angeblich sogar für mehrere Tage.

Seit längerem geistert auch das dazu passende Krebs-Gerücht durch das Internet: Deos und Antitranspirantien führten angeblich zu Krebs, weil sie die Ausscheidung von krebsfördernden Schadstoffen über den Schweiß verhindern.
Inzwischen haben die Warnungen vor Deos noch weitere Nahrung erhalten: Moderne Kritiker machen einzelne Inhaltsstoffe für das angeblich gesteigerte Risiko verantwortlich. Die Befürchtungen richten sich auf potenziell hormonell wirksame Konservierungsstoffe wie die Parabene, oder auf Aluminium und seine Salze, die für die schweißhemmende Wirkung verantwortlich sind.
Welche dieser Hypothesen trägt wirklich? Sollte man auf Deos besser verzichten?

Schadstoffe scheidet der Mensch nicht über den Schweiß aus, sondern über Nieren und Blase oder den Darm. Auch die Hypothese von „Schlacken“, die sich im Körper ansammeln und zu Krebs führen, wenn sie nicht ausgeschieden werden, gilt heute als widerlegt.

Auch ein anderes vermeintliches Risiko von Deos ließ sich schnell aufklären: Nicht wenige Kosmetika hinterlassen auf der Haut Rückstände, die sich in Röntgenaufnahmen als weiße Flecken abzeichnen – also auch in der Mammographie zur Brustkrebsfrüherkennung. Diese Veränderungen können unter Umständen mit Mikrokalk verwechselt werden, einem Brustkrebs-Warnsignal, oder sie überlagern andere verdächtige Befunde. Vor der Mammographie sollte man deshalb keine Deos, Cremes und Lotionen auf Achsel und Brust auftragen.

Anders verläuft die wissenschaftliche Diskussion, wenn es um das mögliche Risiko durch Inhaltsstoffe viel genutzter Körperpflegeprodukte geht.

Parabene

Vor einigen Jahren veröffentlichten britische Wissenschaftler eine Studie, nach der sich im Fettgewebe von Frauen mit Brustkrebs besonders viel eingelagerte Parabene fanden. Einige, aber nicht alle Konservierungsstoffe aus dieser chemischen Gruppe können eine hormonähnliche Wirkung haben. Bisher ist dies jedoch nur im Tierversuch belegt, und nur für sehr hohe Dosen. Noch ist völlig unklar, ob diese Stoffe auch beim Menschen das Brustkrebsrisiko steigern.

Zudem hatten die Forscher nicht verglichen, ob sich Parabene auch bei gesunden Frauen fanden, oder ob diese nicht auch in anderem Fettgewebe außerhalb der Brust eingelagert werden. 2004 und 2011 konstatierte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Ein Zusammenhang mit Brustkrebs lässt sich für die meisten Vertreter dieser Stoffgruppe nicht herstellen. Einige Parabene dürfen in Kosmetika sowieso nicht mehr verwendet werden, etwa Benzylparaben.

Ob Konservierungsmittel in Kosmetika überhaupt notwendig sind, beurteilen Experten unterschiedlich. Das BfR geht davon aus, dass sich die Parabene nicht in allen Kosmetikprodukten problemlos durch andere Stoffe ersetzen lassen: Die meisten Ersatzstoffe würden das Allergierisiko für Verbraucherinnen und Verbraucher stark ansteigen lassen. Und ganz ohne Konservierungsmittel ist die Gefahr einer zu hohen Zahl von Keimen und Krankheitserregern bei vielen Pflegeprodukten zu hoch.

Aluminium

Neue Nahrung erhalten die „Deo und Krebs“-Gerüchte seit einiger Zeit durch die Risiken, die Aluminium und seinen Salzen zugeschrieben werden: Diese Stoffe sind für die schweißreduzierende Wirkung der Antitranspirantien verantwortlich.

Auch hier steht – trotz aller Fernseh- und Zeitschriftenbeiträge – hinter der vermeintlichen Gefahr nur vergleichsweise wenig Faktenwissen. In den Medien werden zwar mehrere Studien zitiert, nach denen ein Zusammenhang vor allem mit Brustkrebs deutlich sei. Auch der Zusammenhang mit vielen anderen Erkrankungen sei angeblich so gut wie sicher.
Befeuert wird die Debatte in den Medien aber vor allem durch die Wissenschaftler, die unmittelbar an diesen Studien beteiligt waren. Bei der Recherche zeigt sich, dass es sich dabei um einen relativ kleinen Personenkreis handelt. Die Mehrzahl anderer Wissenschaftler konnte bisher dagegen keinen Beweis dafür finden, dass Aluminium und seine chemischen Verbindungen das Krebsrisiko steigern.

Trotzdem haben die deutschen Behörden die Frage kritisch diskutiert, zum Beispiel in der „Kosmetikkommission“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Eine abschließende Bewertung aller denkbaren Gesundheitsrisiken sei zurzeit zwar nicht möglich (Stand 2/2014). Die Experten wiesen, bei aller Vorsicht wegen der wachsenden Anzahl von Kosmetika mit Aluminium, aber auch auf eines hin: Selbst bei Menschen, die lange aluminiumhaltige Medikamente eingenommen haben, sind keine entsprechenden gesundheitlichen Auswirkungen bekannt geworden.

Und die neuste Aussage des BfR:

… Die individuelle Aluminiumaufnahme kann prinzipiell reduziert werden. Aluminiumhaltige Kosmetika, wie Antitranspirantien oder Cremes, tragen zur Gesamtaufnahme von Aluminium bei. Die Aluminiumaufnahme durch Antitranspirantien kann vor allem gesenkt werden, indem diese nicht unmittelbar nach der Rasur bzw. bei geschädigter Achselhaut verwendet werden. Es kann auch ein Deodorant ohne Aluminiumsalze verwendet werden.

Ein kausaler Zusammenhang zwischen der erhöhten Aluminiumaufnahme durch Antitranspirantien und der Alzheimer-Krankheit bzw. Brustkrebs konnte trotz einer Reihe entsprechender Studien aufgrund der inkonsistenten Datenlage wissenschaftlich bisher nicht belegt werden.

Aus Sicht des BfR besteht vor allem Forschungsbedarf hinsichtlich der tatsächlichen Aufnahmemenge von Aluminium über die Haut. Außerdem fehlen dem BfR Daten für eine Riskobewertung von Aluminium nach langfristiger dermaler Exposition. Erst mit solchen Informationen kann eine abschließende gesundheitliche Risikobewertung zu aluminiumhaltigen Antitranspirantien und weiteren aluminiumhaltigen Kosmetika vorgenommen werden.

Und hier „Die Akte Aluminium“:

 

Es ist ja wirklich schade um die manipulative und einseitige Richtung des Films auf den Satan Aluminium in Bezug auf alles, denn gerade der „Rotschlamm“ als Giftcocktail und die Machenschaften von Aluminiumfabriken in bestimmten Ländern sind eine Reportage wert. Herr Ehgartner wollte jedoch einen Rundumschlag, ganz zielgerichtet auf Aluminium als Verursacher von ganz vielen verschiedenen Übeln, und dazu war Rosinenpickerei nötig, um genau die „Wissenschaftler“ vor die Kamera zu bringen, die seiner vorgefassten Meinung entsprachen. Dass es heute auf jedem Gebiet Wissenschaftler gibt, die sich versteigen, wissen wir längst und dafür gibt es immer mehr Beispiele. Selbst für die Filme „The Secret“ und „Bleep“ wurden ganz viele „Wissenschaftler“ eingeblendet, die die gewünschten Theorien bestätigen konnten. Das muss aber in der Konsequenz immer heißen, dass der Konzens einer großen öffentlichen wissenschaftlichen Meinung gehört werden muss, ansonsten ist Wissenschaft nichts mehr wert. Die Irritation ist nicht nur für den Verbraucher, sondern auch für viele Journalisten und Redakteure so groß, dass hier ein heilloser Wust an Fehlinformationen läuft und vermehrt laufen wird.

Keiner von uns kann keim- und giftfrei in einem abgeschlossenen Raum leben und wir sind alle verdammt zu sterben. Witzigerweise gehen aber gerade die Gesundheitsfanatiker, die auf derartige Filme wie die „Akte Aluminium“ total abfahren, mit angeblichen Gesundheits- und Heilpotentialen völlig unkritisch um. Nicht nur höchst bedenkliche Rezepturen aus TCM und Ayurveda werden abgöttisch verehrt, sondern auch die gesamte Natur, die angeblich für jede Krankheit ein heilendes und nebenwirkungsfreies Kräutlein zu bieten habe. Dass auch dabei größter Schaden entstehen kann, darf einfach nicht sein.

Ebenso begann sich Ende der 1980er Jahre die sog. Ganzheitliche Medizin durchzusetzen, welche neben interessanter Alternativen zur traditionellen Heillehre leider auch Platz für fragwürdige Theorien bot. Bis heute findet durch unseriöse „Verkünder“ dieser Medizin eine fast planmäßige, sich wiederholende „Verteufelung“ verschiedenster Stoffe und Substanzen statt, während gleichzeitig an anderer Stelle gewisse Mängel an Stoffen und Substanzen beschworen werden, welche sodann durch allerlei Tabletten und Mittel ausgeglichen werden sollen. Dem aufmerksamen Beobachter entgeht dabei nicht, dass mehrfach Stoffe als „lebensnotwendig“ deklariert wurden, die ein oder zwei Jahre zuvor noch als „tödlich“ galten. So werden gezielt immer neue Horrorszenarien aufgebaut, die sich viral und unkontrollierbar im Internet verbreiten. Was dahinter steckt liegt auf der Hand: Das Geschäft mit der Angst.

Bestes Beispiel „Miracle Mineral Supplement“, genannt MMS!

„Chlordioxid – Wie Sie damit Krebs, Malaria, Grippe, Schnupfen und fast jede Krankheit schnell & günstig heilen können“

Angst essen Verstand auf oder „Die Akte Aluminium“
Impfstoffe: Das Geschäft mit der Aluminium-Angst

6 Gedanken zu “Aluminium – was für ein Gefährdungshype!

  1. Pingback: Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! | doppelhorn.de

  2. Es ist ganz im Gegenteil in den Meiden Berichten wird sehr wenig über dieses Thema berichtet, auf die gefahren von Aluminium in Deos erfährt man in den meisten fällen nur im Internet.

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    • Also bitte, den Unterschied zwischen vorsorglich warnen, weil momentan keine Gefahr nachzuweisen, jedoch generell nicht ganz auszuschließen, und dem Verbreiten konkreter Gefährdungspotentiale wie im Film „Akte Aluminium“(= Hype), sollte man schon erkennen.

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  3. Pingback: Warum Aluminium die erste Wahl bei Faltzelten ist - Zeltzentrum

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