Sind Bündnis90/Die Grünen wissenschaftsfeindlich? – Fragen nach der Kompetenz in Gesundheitspolitik und Gentechnologie


Da wir kurz vor der Bundestagswahl stehen, sind Parteiprogramme, die unsere Blogthemen betreffen, besonders interessant. Die GRÜNEN halte ich bei näherer Betrachtung jedenfalls für unwählbar.

Ein Gastbeitrag von Walter Müller

Der folgende Auszug aus dem Wahlprogramm 2017 von Bündnis90/Die Grünen erregte meine Aufmerksamkeit und veranlasste mich zu einer E-Mail-Anfrage an den Bundesgeschäftsführer Michael Kellner, den politischen Leiter des Wahlkampfes von Bündnis90/Die Grünen.

Wir GRÜNE machen uns für die Komplementärmedizin stark

Die Komplementärmedizin, wie Homöopathie, folgt dem Bedürfnis vieler Menschen nach einem umfassenden Gesundheitsbegriff, danach, dass die Gesamtpersönlichkeit wahrgenommen und die Selbstheilungskräfte angesprochen werden. PatientInnen sollten daher Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Behandlungsformen haben.
Wir Grünen setzen uns dafür ein, dass Naturheilmedizin und komplementärmedizinische Angebote einen gleichberechtigten Stellenwert in der gesundheitlichen Versorgung erhalten. Auch die Komplementärmedizin muss den Nachweis der Wirksamkeit erbringen, um im Solidarsystem neben den schulmedizinischen Verfahren bestehen zu können. Daher setzen wir uns dafür ein, geeignete Methoden zum Wirksamkeitsnachweis für die Komplementärmedizin zu entwickeln.

Gesendet: Samstag, 12. August 2017 
Von: Walter Müller
An: buero.kellner@gruene.de
Betreff: Homöopathie / Gentechnologie

Lieber Herr Kellner,

ich stehe derzeit vor dem Problem, eine Partei zu finden, die ich wählen könnte. Ich bin – aus diversen Gründen – ein sog. Wechselwähler. Für die Grünen empfinde ich zwar schon seit deren Gründung Sympathie, aber zwei für mich wichtige Themen machen es mir schwer, am 24. September die Grünen zu wählen.

1.Gesundheitspolitik – Mir bleibt völlig unverständlich, dass die Grünen die sog. alternative Medizin wie Homöopathie für wirksam halten. Seit mehr als 200 Jahren wird doch schon erfolglos nach einem Nachweis für die Wirksamkeit homöopathischer Globuli gesucht. Homöopathen wollen dies aber nicht wahrhaben und verweisen immer mal wieder auf einzelne Studien, die aber den wissenschaftlichen Anforderungen nun mal nicht entsprechen und somit als Beweis nicht relevant sind. (Stichwort: Doppelblindstudien.) In meinem Verwandten- und Bekanntenkreis finden sich sowohl Ärzte als auch Wissenschaftler anderer Disziplinen wie z.B. Biochemiker. So behauptet z.B. ein mit mir befreundeter pensionierter Mediziner, dass es ausnahmslos dem Wirken des menschlichen Immunsystems zuzuschreiben ist, wenn eine Heilung ohne begleitende Therapie mit Medikamenten erfolgt. Er meint, dass die Spezies homo sapiens längst ausgestorben wäre, wenn es das Immunsystem nicht gäbe. Unsere steinzeitlichen Vorfahren wurden zwar nur ca. 30 – 35 Jahre alt, konnten aber – dank des Immunsystems immerhin noch für Nachwuchs sorgen. Homöopathen führen ihre angeblichen Heilungen zu Unrecht auf homöopathische Globuli zurück. Diese Heilungen sind ausschließlich dem Wirken des menschlichen Immunsystems zuzuschreiben.

Von völliger Inkompetenz zeugt übrigens der Satz: „Daher setzen wir uns dafür ein, geeignete Methoden zum Wirksamkeitsnachweis für die Komplementärmedizin zu entwickeln.“ Können Sie mir erklären, wie diese „geeignete Methode“ aussehen soll? An der Berliner Charité „forschte“ doch Claudia Witt jahrelang erfolglos, um Beweise für die Wirksamkeit alternativer Medizin zu erbringen. Dies mit Unterstützung der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, die diese Professur finanzierte. Seit 2014 ist Claudia Witt, die enge Beziehungen zur Partei Bündnis90/Die Grünen*) unterhält, in Zürich tätig. Dieser Artikel vermittelt Ihnen einen Eindruck davon, wie umstritten Frau Witt ist.

*) Die ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Biggi Bender, Stuttgart, stand in engem Kontakt zu Claudia Witt.

Ein kritischer Artikel zum Thema „Homöopathie“: „Rückfall ins Mittelalter“

2. Gentechnologie – Es ist dies eine Technologie, die zu Beginn der Siebzigerjahre am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln-Vogelsang entwickelt wurde. Während die sog. rote Gentechnik längst mit Erfolg genutzt wird, steht die grüne Gentechnik aus mir unverständlichen Gründen immer noch im Blickpunkt der Kritik. Mit dem Slogan „Genfood = Gift“ hat Greenpeace diese Technologie in Misskredit gebracht. Es hat aber nachweislich noch nie ein Mensch nach dem Genuss gentechnisch veränderter Lebensmittel einen gesundheitlichen Schaden erlitten. Nach dem Genuss von Biogemüse sind aber 2011 mehr als 3800 Menschen an EHEC erkrankt und einige gar gestorben.

Für die Insulin-Produktion wurden die Bauchspeicheldrüsen von Rindern und Schweinen genutzt. Diese führte bei einigen Diabetikern zu Unverträglichkeiten. Seit geraumer Zeit wird deshalb Insulin für Diabetiker nach einem gentechnischen Verfahren hergestellt.

Gentechnisch hergestelltes Humaninsulin hat vier Hauptvorteile gegenüber Schweine- oder Rinderinsulin:

1. Die Gewinnung des Insulins ist prinzipiell einfacher, und in gleicher Zeit können größere Mengen gewonnen werden.
2. Keine Antikörperbildung gegen das Hormon, also auch keine allergischen Reaktionen.
3. Sehr geringe Gefahr der Übertragung von Infektionskrankheiten.
4. Höhere Wirksamkeit, da menschliches Insulin perfekt in die Insulinrezeptoren der Zielzellen passt.

Sowohl die Pharmaindustrie wie auch die Patienten profitieren also von der gentechnischen Herstellung des Humaninsulins.

Zu erwähnen wäre noch die sog. weiße Gentechnologie. Dazu der Hinweis, dass es mittels weißer Gentechnologie möglich geworden ist, Wäsche schon mit 30° so sauber zu waschen wie zuvor bei einer Waschtemperatur von 90°. Näheres dazu unter diesem Link.

Mir bleibt unerfindlich, dass es einigen Leuten bei den Grünen gelungen ist, ihre wissenschaftsfeindlichen und geradezu altmodischen, überholten Vorstellungen von der Pseudowissenschaft Homöopathie in einem Wahlprogramm unterzubringen.

Ich würde mir wünschen, dass die Partei Bündnis90/Die Grünen ihre Einstellung zu diesen beiden von mir aufgeführten Themen überdenkt und revidiert. Es besteht diesbezüglich offenbar ein großes Aufklärungspotential bei den Grünen, aber auch bei der gesamten Bevölkerung.
Mit freundlichem Gruß
Walter Müller

 

Einen Tag nach meiner ersten E-Mail übermittelte ich die nachstehende ergänzende E-Mail an Herrn Kellner:

Sehr geehrter Herr Kellner,

ich zitiere nachstehend einen Text aus dem Wahlprogramm von Bündnis90/Die Grünen: „Auch die Komplementärmedizin muss den Nachweis der Wirksamkeit erbringen, um im Solidarsystem neben den schulmedizinischen Verfahren bestehen zu können. Daher setzen wir uns dafür ein, geeignete Methoden zum Wirksamkeitsnachweis für die Komplementärmedizin zu entwickeln“ 

Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass dieser Text jeden wissenschaftlich geschulten Menschen zu einem Schreikrampf veranlassen muss? Es sollen also „geeignete Methoden zum Wirksamkeitsnachweis“ entwickelt werden!? Nehmen Sie doch zur Kenntnis, dass es garantiert keine wissenschaftlichen Methoden geben kann, die es ermöglichen, für unwirksame Globuli einen Wirkungsnachweis zu führen! Es gibt längst wissenschaftliche Methoden, die es ermöglichen, die Wirksamkeit von Medikamenten zu prüfen. Wenn aber ein Nachweis für homöopathische Globuli gelingen sollte, müssten diese eben auch tatsächlich wirksam sein. Sind sie aber nun mal nicht!

Wie Sie vielleicht wissen, wurde 2009 in der Schweiz über eine Verfassungsinitiative abgestimmt, mit der die Kassen verpflichtet werden sollten, die Kosten für alternative Heilmethoden zu übernehmen. Diese Initiative wurde mit 67 % der Wahlberechtigten angenommen. Jetzt stehen die Schweizer vor dem Problem, wie sie die Wirksamkeit alternativer Heilmethoden nachweisen müssen!? Diesen Nachweis hat nämlich der damalige Bundesrat Couchepin als Forderung in den Abstimmungstext eingebracht. Couchepin war ein Gegner dieser Initiative, musste sich aber in seiner Eigenschaft als Gesundheitsminister der Mehrheit fügen. Mit seiner Forderung nach einem Wirkungsnachweis hat er jedoch die Befürworter der Initiative ausgetrickst. Die Schweiz steht jetzt vor dem Problem, dass jetzt in der Verfassung etwas steht, das sich in der Praxis – wegen fehlender Wirkungsnachweise – nicht realisieren lässt! Ich bezeichne so etwas als Schildbürgerstreich ersten Ranges!

Nachstehend ein Auszug aus der Diskussion in der Schweiz über diese Thematik:

„Einige Parlamentarierinnen und Parlamentarier sprachen sich für die Aufnahme wirksamer Methoden der Komplementärmedizin in den Leistungskatalog der Grundversicherung aus. Es bestand weitgehende Übereinstimmung darüber, dass auch komplementärmedizinische Leistungen den Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit zu genügen haben. Sollten jedoch für die Komplementärmedizin andere Kriterien gelten oder der Nachweis der Wirksamkeit nach einem anderen Verfahren erbracht werden, müsste das Gesetz entsprechend angepasst werden.“

Ich meine, dass die Grünen sich eine vergleichbare Blamage ersparen sollten. Homöopathie, anthroposophische Medizin (nach Steiner) und TCM sind samt und sonders pseudowissenschaftliche Fantasien. Aber offenbar halten sich solche Fantasien ebenso hartnäckig wie so manche abstruse Verschwörungstheorien.
Mit freundlichem Gruß
Walter Müller

Studie deckt auf: Mit Alternativmedizin sterben viele Krebspatienten früher als nötig! 
Immer aktuell: Homöopathie ist keine Natur- und auch keine Pflanzenheilkunde! 
Oft gehörte Argumente - Verweise auf konkrete Studien und Experimente
Logische Fehlschlüsse spielen eine große Rolle, wenn fälschlich die Wirksamkeit von Homöopathika angenommen wird
Susannchen braucht keine Globuli

 

24 Gedanken zu “Sind Bündnis90/Die Grünen wissenschaftsfeindlich? – Fragen nach der Kompetenz in Gesundheitspolitik und Gentechnologie

  1. Von Natalie Grams habe ich irgendwie die Nase voll. Immer und immer wird sie vorgezeigt, als hätte sie aus ihrem Übertritt zu den Kritikern der Homöopathie einen Beruf gemacht. Gibt es denn nicht noch andere Konvertiten?

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  2. @ Ulrich schmitz

    Und ich habe die Nase voll, dass die Homöopathie-Lobbyisten schon seit über 200 Jahren ungestraft ihren pseudowissenschaftlichen Bockmist verbreiten dürfen, und es damit den Globuli-Produzenten ermöglichen gutgläubige Kunden für ein falsches, nicht haltbares Heilungsversprechen hemmungslos abzuzocken!
    „Medikamente“ zu verhökern deren Wirksamkeit auch nach über 200 Jahren nicht nachgewiesen werden konnte, ist in meinen Augen ein Betrug und somit ein krimineller Akt.

    Und jetzt stellen die Grünen in ihrem Wahlprogramm sogar die Forderung auf, Fördergelder einzusetzen, um nach einer alternativen Möglichkeit zu forschen, die es ermöglichen soll, die Wirksamkeit homöopathischer Globuli nach anderen als den wissenschaftlichen Kriterien nachzuweisen!? Das muss man mir erst mal erklären, wie das möglich sein soll? Begreifen den Grünen tatsächlich nicht, dass wo nichts drin ist, auch keine Wirkung nachgewiesen werden kann!?

    Angesichts dieser völlig widersinnigen Forderung stellt sich einem doch unwillkürlich die Frage nach dem Geisteszustand der Initiatoren dieser Forderung.

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    • Sie arbeiten augenscheinlich für die Pharma Mafia.Zum Glück beweist die moderne Physik, dass selbst da wo scheinbar nichts sei. dürfte, Teilchen existieren. SIE leben hinter dem Mond mit ihrer Ansicht, dass nur Dinge die mit den wissenschaftlichen Methoden nachgewisem werden könne real sind.. ganz schön Kleingeistig. Das viele Medizinische Studien nichts Wett sind und von der Pharma Mafia finanziert sind wissen Sie oder?! Der simple Beweis, dass viele alternative Heilmethoden wirksam sind, sind die Patienten die es satt habe mit Chemie Vollgepumpt zu werden die den Körper oft noch mehr vergiftet statt die Selbstheitlung anzuregen und zu unterstützen wie es die Naturheilkunde wirksam praktiziert.

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  3. @ ulrich schmitz

    Frau Dr. Grams hat etwas geschafft, was sie von vielen Menschen – auch Herrn Schmitz – unterscheidet. Ihr ist es nämlich gelungen, aus ihren Erfahrungen zu lernen, neu erworbenes Wissen zu nutzen und ihre bisher vertretene Sicht der Dinge zu überdenken. Sie hat nicht stur auf ihrer zuvor eingenommen Meinung beharrt, sondern hat den Mut und die Einsicht bewiesen, neue Erfahrungen und Erkenntnisse anzunehmen,
    und sich darauf aufbauend eine neue, veränderte Meinung zu bilden.

    Ich halte nicht sehr viel von Menschen, die von sich behaupten, dass sie stets an ihren Ansichten festhalten und ihren Prinzipien treu bleiben. Eine solche Lebenseinstellung behindert letztlich in jeder Hinsicht die Weiterentwicklung der sozialen Gesellschaft und somit auch den technologischen und philosophischen Fortschritt der Menschheit.

    Den Mut, sich einen Irrtum einzugestehen, bringen die Anhänger der Homöopathie leider in den seltensten Fällen auf. Konvertiten, wie Frau Dr. Grams, stellen da eine löbliche Ausnahme dar.

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  4. @ nix drin?

    Die Verfahren zur Herstellung homöopathischer „Arzneimittel“ sind im amtlichen Homöopathischen Arzneibuch (HAB) genau festgelegt. Dabei kommt es auf das Verhältnis des Ausgangstoffes und der Trägersubstanz an. Um Dilutionen, Globuli und Co. anzufertigen, müssen die verwendeten Rohstoffe zunächst in eine lösliche Form gebracht werden. Das geschieht je nach Art der Grundsubstanz durch unterschiedliche Verfahren:

    1. Trituration: Unlösliche Stoffe, etwa Metalle wie Gold, anorganische Salze oder Mineralien, werden mit Milchzucker verrieben.
    2. Lösung: Salze, Säuren und bestimmte Harze werden in Wasser, Alkohol oder einer Mischung aus beiden gelöst. Im vorliegenden Fall war Alkohol die Trägersubstanz.

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  5. Nachtrag zu meinem Gastbeitrag:

    Wenn über Gentechnik diskutiert wird, kommt häufig der Hinweis auf die Gefahr der Monopolisierung durch das Unternehmen Monsanto (inzwischen ja von der deutschen Bayer AG übernommen). Dazu erlaube ich mir, aus dem nachstehenden Link den folgenden Absatz zu zitieren, der auch meine Meinung wiedergibt:

    http://scienceblogs.de/weitergen/2009/04/10-grunde-fur-grune-gentec

    Vorneweg: Auch ich bin kein Freund der Monopolwirtschaft, und wenn Monsanto (oder wer auch immer) das Monopol bei gentechnisch veränderten Pflanzen hat, ist das nicht gut zu heißen. Ohne Fachmann in Wirtschaftsfragen zu sein, ist mir ein Mittel gegen Monopolisierung doch bekannt: Liberalisierung der Märkte und die Ermöglichung von Wettbewerb. Durch ein Verbot wird mit Sicherheit das Gegenteil erreicht. Doch so weit reicht der Blick der Kritiker nicht. Solange ein klares Feindbild ausgemacht ist, wird die globalisierungskritische Keule geschwungen und draufgehauen. (Zitatende)

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    • @ Walter Müller

      inhaltsleeres Gerede vom Scienceblog, Zitat: „Ohne Fachmann in Wirtschaftsfragen zu sein, ist mir ein

      Mittel gegen Monopolisierung doch bekannt: Liberalisierung der Märkte und die Ermöglichung von Wettbewerb.“

      „Scienceblog“ aka „Club der Träumer“?

      Mit „Wissenschaft“ hat das jedenfalls null zu tun.

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      • @ nix drin?

        Ihr Kommentar zeichnet sich wirklich nicht durch Wissenschaftlichkeit aus! Wie wär’s, wenn Sie ihre Meinung hier sachlich und argumentativ begründen würden?

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      • @ Walter Müller

        es liegt im Wesen der kapitalistischen Wirtschaftsweise, dass es eine Tendenz zur Schaffung immer größerer Unternehmen gibt, sprich: zur Schaffung von „Monopolen“.

        Das kann jeder Laie schon in seiner unmittelbaren Umgebung nachvollziehen, versuchen Sie mal bei „Kaiser’s Tengelmann“ einkaufen zu gehen …

        Die Übernahme von Monsanto durch Bayer folgt genau dieser Tendenz zum „Monopol“. Diese wird durch den „freien Markt“ erst ermöglicht, nicht verhindert: der Scienceblog behauptet also Unsinn.

        „Gentechnik“ ist zudem „High-Tech“: da kann nicht „einfach so“ mal eben jeder mitmachen, man braucht „Know-How“, was gleichbedeutend mit „Kapital“ ist: das schränkt den Wettbewerb zusätzlich ein.

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      • @ nix drin?

        Nachstehend ein lesenswerter Auszug aus dem von mir bereits eingestellten Link:
        http://scienceblogs.de/weitergen/2009/04/10-grunde-fur-grune-gentec…
        Ich halte diesen Text für so eminent wichtig, dass ich ihn hier auszugsweise im Klartext einstelle.

        Im Allgemeinen ist es so, dass die Anwendungen erst mit der breiten Verfügbarkeit und Akzeptanz einer Technologie entstehen. So repräsentieren obige Beispiele (sie sind im Artikel aufgeführt) wahrscheinlich auch nur einen Bruchteil des potentiellen Nutzens der grünen Gentechnik. Um neue Anwendungen zu entwickeln, muss geforscht werden.

        Erfolgreiche Forschung braucht eine klare und liberale Gesetzgebung, politische und gesellschaftliche Akzeptanz, Investitionen, die Planungssicherheit bieten, und Wissenschaftler, die das Gefühl haben, dass sie sich nicht in eine Sackgasse manövrieren, wenn sie mit gentechnisch veränderten Pflanzen arbeiten. All das ist in Deutschland derzeit nicht gegeben. Aus politischem Kalkül, aus Gründen der Meinungsmache und diffuser Ängste vor neuen Technologien, unzureichender Aufklärung und einer übermächtigen Öko-Lobby die Millionen in Kampagnen steckt, anstatt Chancen und Risiken rational abzuwägen.

        Wenn sich Deutschland als Wissenschaftsstandort begreift und der Rohstoff des Landes in den Köpfen seiner Bürger steckt, sollen wenigstens die Rahmenbedingungen geschaffen werden, diesen zu fördern. Aber das wird lediglich in Sonntagsreden beschworen. Solange Leserbriefe in Regionalblättern gar das „Verbot von jeglicher Gentechnik” fordern, haben Gentechnikgegner und Maisfeldzerstörer einen ungerechtfertigten Sympathiebonus in der Bevölkerung. (Ende des Zitates)

        Ist es nicht so, dass die überwiegende Zahl der Gentechnik-Gegner von der ganzen Materie überhaupt nichts weiß? Sind es nicht eher diffuse, durch nichts begründete Ängste, die diese Menschen umtreiben?
        Wie kann es geschehen, dass z.B. Lebensmittel-Produzenten mit Hinweisen wie „frei von Gentechnik“ werben? Bei mir jedenfalls stehen die Produkte dieser Unternehmen (z.B. Milkana, Bergmilch, Grünländer-Käse usw.) auf der Boykottliste. Es sind leider Organisationen wie Greenpeace und Foodwatch, die vor geraumer Zeit auch von mir Anerkennung fanden, die sich die Ängste der uninformierten Menschen zu Nutze machen, um so den Spendenfluss in Gang zu halten. Ausgewiesene Experten für diesen Bereich finden sich aber weder bei Greenpeace noch bei Foodwatch. Bei Greenpeace war es vor einiger Zeit lediglich eine Juristin (der Name ist mir entfallen), mit der ich über das Thema Gentechnik korrespondierte.
        „Gen-Food = Gift“ lautete der von Greenpeace geprägte Slogan. Aber auch in dieser Frage beweist der nachstehende Ausspruch seine Richtigkeit: „Mundus vult decipi, ergo decipiatur!“ (Die Welt will betrogen werden, folglich wird sie betrogen!)

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  6. @ Walter Müller

    Wo ist in Ihrem Artikel eigentlich ein Statement der Grünen zur Gentechnik? Sind die Grünen „die Feinde“ und das war’s dann?

    Und wo sind die Antworten der Grünen auf Ihre e-mails?

    Ist es sinnvoll, Monologe zu halten?

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    • @ nix drin?

      Das Statement der Grünen zur Gentechnik beschränkt sich in der an mich gerichteten E-Mail auf den nachstehenden Text:

      „Und: Grundsätzlich ist es so, dass es in der Frage von mit Gentechnik
      erzeugten Lebensmitteln noch viel zu viele rechtliche Lücken existieren.
      Die Lücken wollen wir GRÜNE schließen. So fordern wir im Entwurf unseres
      Bundestagswahlprogramms, ein Gentechnikgesetz auf den zu bringen, das
      unsere Äcker und unsere Teller garantiert gentechnikfrei macht. Zudem
      wollen wir Kennzeichnungen einführen, aus denen klar hervorgeht, wenn
      Fleisch, Milch oder Eier mit Hilfe von Gen-Futtermitteln produziert
      wurden. Die Verhandlungen über die Handelsabkokommen CETA und TTIP
      müssen außerdem gestoppt werden, da es der amerikanischen
      Gentechnik-Lobby als Einfallstor in Europa dient. (Ende des Zitates)

      Mehr kam leider nicht. Aber fragen Sie doch bei den Grünen mal selbst nach! Hier die E-Mail-Adresse:
      pr@grüne.de Herrn Achim Wolters, Bundeswahlkampfleiter von Bündnis90/Die Grünen.

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      • … da schaffen es die Grünen offensichtlich nicht, über den Rand des eigenen Tellers hinauszuschauen …

        Auf eine Anfrage an die Grünen WAHLKÄMPFER verzichte ich, ich hab schon gewählt, und es waren nicht die Grünen …

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  7. @ nix drin?
    Nachstehend die Stellungnahme des Bundeswahlkampleiters Achim Wolters auf meine E-Mail.

    Sehr geehrter Herr Müller,

    vielen Dank für Ihre Mail.

    Der Leistungsrahmen der Bürgerversicherung, die wir GRÜNE fordern, soll
    alle medizinischen und heilkundlichen Leistungen umfassen, die ihre
    Wirksamkeit und ihren Nutzen nachgewiesen habe. Damit auch für
    Leistungen der Komplementärmedizin und andere medizinische Bereiche, wie
    z.B. die Physiotherapie oder der Psychotherapie, Wirksamkeitsnachweise
    entwickelt werden können, wollen wir öffentliche Forschungsgelder bereit
    stellen.

    In den letzten Jahren zu Diskussionen geführt hat die seit 2011 geltende
    Registrierungspflicht für Naturheilmittel in der EU. Diese existiert in
    Deutschland aber schon seit 2005. Mit ihr werden Mindestanforderungen an
    die nachgewiesene Qualität, Unschädlichkeit und Wirksamkeit dieser
    Arzneimittel gestellt, die deutlich unterhalb der Anforderungen des für
    andere Arzneimittel geltenden Zulassungsverfahrens liegen, auf die im
    Interesse der Patientinnen und Patienten aber nicht vollständig
    verzichtet werden kann. Auch Naturheilmittel können nicht per se als
    „sanft“ eingestuft werden.

    Diese Regelungen lehnen wird deshalb auch nicht grundsätzlich ab. Wir
    setzen uns aber dafür ein, dass die Besonderheiten der Naturheilmittel
    beachtet und keine überzogenen Anforderungen gestellt werden.

    Den Heilpraktikerberuf als freien Beruf auf Grundlage des
    Heilpraktikergesetzes wollen wir unbedingt erhalten. Die von den
    Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern geleistete Verbindung von
    schulmedizinischen, naturheilkundlichen und ganzheitlichen Verfahren ist
    ein wichtiges Element des deutschen Gesundheitswesens.

    Die Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker dürfen bei der Einführung der
    elektronischen Gesundheitskarte nicht länger übergangen werden. Wir
    wollen, dass auch sie den elektronischen Heilberufsausweis zu erhalten.

    Und: Grundsätzlich ist es so, dass es in der Frage von mit Gentechnik
    erzeugten Lebensmitteln noch viel zu viele rechtliche Lücken existieren.
    Die Lücken wollen wir GRÜNE schließen. So fordern wir im Entwurf unseres
    Bundestagswahlprogramms, ein Gentechnikgesetz auf den zu bringen, das
    unsere Äcker und unsere Teller garantiert gentechnikfrei macht. Zudem
    wollen wir Kennzeichnungen einführen, aus denen klar hervorgeht, wenn
    Fleisch, Milch oder Eier mit Hilfe von Gen-Futtermitteln produziert
    wurden. Die Verhandlungen über die Handelsabkokommen CETA und TTIP
    müssen außerdem gestoppt werden, da es der amerikanischen
    Gentechnik-Lobby als Einfallstor in Europa dient.

    Ihnen alles Gute und noch einen schönen Tag!

    Mit besten Grüßen

    Achim Wolters

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    • @ Walter Müller

      Achim Wolters, Grüne, Zitat:

      „Wir setzen uns aber dafür ein, dass die Besonderheiten der Naturheilmittel beachtet und keine überzogenen Anforderungen gestellt werden.“

      und die nahe liegende Frage: „Herr Wolters, was meinen Sie mit «überzogenen Anforderungen»“?

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  8. Hier meine Replik auf die E-Mail von Herrn Wolters:

    Sehr geehrter Herr Wolters,

    Ihre Antwort enthält leider einen gravierenden Irrtum, was die Registrierung für Naturheilmittel anbetrifft. Die von Ihnen erwähnte EU-Regelung betrifft nämlich lediglich die sog. Phythopharmaka.

    Homöopathische Arzneimittel unterliegen auch nicht denselben gesetzlichen Anforderungen wie die übrigen Arzneimittel (AMG, § 38). So müssen die meisten homöopathischen Stoffe nicht zugelassen, sondern nur registriert werden. Diese Registrierung erfolgt durch das BfArM. Nach einer EU-Richtlinie müssen traditionelle pflanzliche Arzneimittel nach einem einheitlichen Verfahren registriert werden. Phytopharmaka ohne Registrierung dürfen vom 1. Mai 2004 an nicht mehr verkauft werden.

    Die Pflicht zur Überführung der Nachzulassungen in eine Registrierung geht auf eine Richtlinie der Europäischen Union (EU) aus dem Jahr 2004 zurück. Sie schreibt einheitliche Verfahrensregeln für den Marktzugang von traditionellen pflanzlichen Produkten vor. Hersteller müssen Belege für die Unbedenklichkeit vorlegen und nachweisen, dass die Wirksamkeit ihres Präparats aufgrundeiner mindestens 30-jährigen Erfahrung plausibel ist. Pflanzenmonografien der Europäischen Arzneimittelbehörde sollen zudem das Inverkehrbringen von traditionellen Arzneimitteln in anderen EU-Ländern über das Verfahren der gegenseitigen Anerkennung erleichtern. Bis zum 31. Dezember 2008 hatten die Firmen Zeit, Registrierungsanträge beim Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) einzureichen. Produkte, für die dies nicht gemacht wurde, verlieren automatisch ihre Zulassung als Arzneimittel.
    In Deutschland gelten etwa 500 der 2 100 zugelassenen Phytopharmaka als traditionelle pflanzliche Arzneimittel. Für etwa die Hälfte von ihnen haben die Unternehmen eine Registrierung beantragt.

    Mit freundlichem Gruß

    Walter Müller
    ————————————————————————————————————————
    Nachzutragen wäre noch folgendes: Dazu weise ich auf den Satz hin, in welchem Herr Wolters schrieb:

    „Der Leistungsrahmen der Bürgerversicherung, die wir GRÜNE fordern, soll alle medizinischen und heilkundlichen Leistungen umfassen, die ihre Wirksamkeit und ihren Nutzen nachgewiesen haben.“

    Nun gibt es allerdings für die Homöopathie, die anthroposophische und die chinesische Medizin nun mal keine wissenschaftlich fundierten Wirkungsbeweise. Mir scheint, dass bei den Grünen diesbezüglich offensichtlich große Verwirrung herrscht. Sie wissen offensichtlich nicht, was sie tun!

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  9. Wem wirklich etwas daran gelegen ist, fachkundig über die Vor- und Nachteile der Gentechnologie informiert zu werden, der sehe sich das hier verlinkte Video an. Es dauert 1 Std. 37 Min. und 19 Sekunden:

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  10. Besten Dank für die Einstellung dieses Videos. Ab 1 Std. 17 Min. spricht der Referent Martin Moder z.B. über den viel kritisierten „Golden Rice“ und die inzwischen widerlegte Séralini-Studie, die zuvor generell Stimmung gegen die Gentechnologie machte. Des weitern erwähnt der Referent, weshalb der Mitbegründer von Greenpeace, Patrick Moore, Greenpeace seinerzeit verlassen hat und danach eine Kampagne initiierte die sich für die Produktion von „Golden Rice“ engagierte. Höchst interessant seine Begründung zu diesem Aspekt. Anmerkung: Es existiert nämlich längst auch eine starke Anti-Gentechnik Lobby. So z.B. die Organisation „Greenpeace“. Man sollte dieses Video mindestens bis zum Zeitpunkt von 1 Std. 22 Min. anhören.

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  11. Dieses von swr-aktuell produzierte Video sollte auch die letzten Skeptiker davon überzeugen, dass die Gentechnologie zu Unrecht verteufelt wird. In diesem Video äußert sich die Medizin-Nobelpreisträgerin Frau Christiane Nüsslein-Vohland zur Gentechnologie.

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