Am Wochenende fanden im Chiemgau die 2. Priener Heilpraktikertage in einer Waldorfschule statt. Dass sich die Brüder und Schwestern im Geiste gegenseitig unterstützen, kann nicht verwundern. Die wachsende Impfkritik, die von Heilpraktikern verbreitet wird, ist ja nur ein Beispiel für den anthroposophischen Einfluss und die gemeinsamen Interessen.
Michael Ibach hat genau die richtigen Worte für diese Verbindung gefunden und schrieb auf facebook:
Eine Waldorfschule bietet einen Unterricht auf Grundlagen an, die gespickt sind mit okkult-esoterischen Anleihen, Anregungen und Aspekten. Ein quasi übersinnlicher Brückenschlag hin zu einem Leben resp. Berufsleben, dem zeitlebens unterstellt werden darf, als aus ureigenem, unverfälschtem, individuellem Antrieb heraus geführt worden zu sein. Die Waldorfschule Chiemgau in Prien am Chiemsee ist an diesem Wochenende Veranstaltungsort für eine Berufsgruppe, die in einem kaum noch überschaubaren Maße aus dem selben dubios-glaubensverhafteten Spektrum schöpft, aus dem auch die Waldorfpädagogik ihr Existenzrecht ableitet: Heilpraktiker.
Schon in den zurückliegenden Jahren waren #Waldorfschulen wiederholt Ausrichter oder Platzhalter okkult-esoterisch ausgerichteter Events, mal mit pseudowissenschaftlicher Schlagseite, ein anderes Mal auch gänzlich ohne bemüht seriösen Anspruch. Bei den heute beginnenden „Priener Heilpraktikertagen“ liegt der Focus dem Anschein nach auf „alternativen“ Heilmethoden. Den ideologischen Hintergrund aber dominiert die „Geistige Welt“ in unterschiedlicher, weil auf die jeweiligen (beruflichen) Absichten abgestimmter Weise. Das trifft für die #Waldorfpädagogik schon immer zu; das Berufsbild des Heilpraktikers wird davon mittlerweile auf einem Niveau geprägt, wie es angefangen in seinem Selbstverständnis bis hin zu seinen praktischen Auslegungen Seriosität ernsthaft von sich weisen müsste. Ein „gewachsenes“ Berufsbild als Türöffner für einen grotesk-bunten Strauß von Scharlatanerie-Angeboten in explizit himmelweisender Grundausrichtung, dem ein Typus Mensch zu verfallen scheint, der alles für möglich hält, weil der Glaube als solcher längst in ungeahnte Dimensionen vorgestoßen ist. Auch die lustvoll behauptetete #Lügenpresse findet darin hyperventilierenden Niederschlag.
Waldorfschulen erweisen sich dabei als willfähriger, weil aus dem selben anmaßenden Mythenholz geschnitzten Steigbügelhalter einer ausufernden „spirituellen“ Szene, die sich längst in der sogenannten Mitte unserer Gesellschaft eingenistet hat, wohlwissend um die erhebliche Akzeptanz ihres ideologischen Wildgeheges. Dass dasselbe vor allem aber als knuffiger Streichelzoo wahrgenommen wird, ist einer öffentlichkeitswirksamen PR zu verdanken, wie sie mit einigem „therapeutischen“ Vorsprung die angeblichen Erfolge der #Homöopathieaufs Siegertreppchen stellt. Womit sie als ein naheliegendes Betätigungsfeld gerne ihrer Berufung folgenden #Heilpraktikerherausgestellt wird, die bloß ihren „ganzheitlichen“ Methodenansatz betonen müssen, um sich dem inneren Zirkel göttlichen Beratungspersonals zugehörig fühlen zu dürfen. Gemeinhin Sphären, die abgesteckt als ihr zweites Zuhause verschärften Kontakt zur menschlichen Hybris pflegen.
Heute und morgen in Prien wird sicher auch ihr gehuldigt werden, und in eigens anberaumten Sprechstunden wird der nahezu allwissende Heiler aka Heilpraktiker einen Kenntnisstand an den Tag legen wollen, für den bereits einschlägige Schulen weithin bekannt sind. Die „Schule des Lebens“ absolviert zu haben, gilt dabei zusätzlich als dramatisch überlegenes Bildungsmerkmal gerade auch in dieser Szene. Dass die Kulisse für dieses ergreifende Gesundheitsszenario eine Waldorfschule liefert, kommt nicht von ungefähr, im Gegenteil: Es kommt aus einem cholerischen Nebeneinander von Umständen, die egozentrische Romantik, wissenschaftsfeindliche Gegenaufklärung und heillose Sehnsucht nach überdimensionaler Führung groß geschrieben haben. So groß, dass in seinem anhaltend verführerischen Schatten Tage wie diese stattfinden können…
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Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über das Paralleluniversum Waldorfschule – Auszug aus dem Interview:
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„„Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“.
(…)
Lichte: Ein Werbeslogan der Waldorfschulen lautet: „Im Mittelpunkt der Mensch“. Im ‘Standard’ [östereichische Zeitung] sagen Sie über die anthroposophische Pädagogik: „Denen geht es um das Kind so wie es der Bank ums Geld geht.“
Hopmann: Im Mittelpunkt steht bei denen der Mensch, wie Rudolf Steiner ihn sieht, also als Reinkarnation, als Mitglied einer Rasse, als Charaktertyp usw. Ziel ist es, den jeweiligen Menschen entsprechend den Steinerschen Lehren zu formen bzw. sein „Wesen“ zu entfalten. So wie bei anderen Sekten verbindet sich damit ein Totalitätsanspruch: Wir wollen dich mit Haut und Haaren, mit deiner ganzen Persönlichkeit vereinnahmen – nicht anders als eine Bank dein Geld will: Nicht um nett zu dir zu sein, sondern um an dir Geld zu verdienen. Bloß blöd, wenn man zu jenen Wesen zählt, denen laut Steiner Dahinsiechen oder Verkümmern vorausbestimmt ist. Denen geht es dann wie bei der Bank, wenn die Kreditwürdigkeit dahin ist.
(…)“
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Wenn sich der Schwachsinn mit dem Stumpfsinn vereint, entstehen Heilpraktikertage.
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@ Argus7
… mit Schmuddelkindern spielt die Waldorf-Elite nicht …:
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„Andreas Lichte: Die Waldorfschulen beeindrucken durch ihre soziale Homogenität: fast alle Schüler kommen aus bildungsbürgerlichem Milieu, Kinder aus „sozial schwachen Verhältnissen“ oder mit „Migrationshintergrund“ sucht man vergeblich.
Prof. Hopmann: Das sollte nicht überraschen: Das war schon immer so, ist aber kein Spezifikum der Steinerschulen, sondern typisch für viele Formen privater Beschulung. Sie werden nicht zuletzt von solchen bildungsaktiven Eltern gesucht, die ihren Kindern den Umgang mit den „Schmuddelkindern“ ersparen und dadurch – vermeintlich – bessere Startchancen ermöglichen wollen.“
aus dem Interview mit Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie: „Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein“
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@ Argus7
es geht nicht um „ein paar Spinner“, da trifft sich die „bürgerliche Gesellschaft“ … siehe:
http://www.schiebener.net/wordpress/der-waldorf-werber-prof-jost-schieren-alanus-hochschule-fuer-kunst-und-gesellschaft/#comment-67545
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Hat dies auf FSMoSophica rebloggt.
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Pingback: Die Unheilpraktiker | Chiemgau Gemseneier
Also ich habs dieses Jahr versucht, dort hin zu gehen. Alleine. Das hältst du nicht aus. Eigentlich hat mir schon der Gärtner der Waldorfschule gereicht, der vor dem Eingang seine Sträucher mit Homöopathie für Pflanzen benetzte. Aber diese Fake-Medizin im Innern, mit irgendwelchen Memon-Schutzamuletten mit Hohlogramm drauf, oder dieser Arzt der irgendwelche Diagnose-Apparate für ein paar Tausend Euro vertickt. Brrr… Ich hab mir vorher überlegt mir einen Vortrag reinzuziehen, aber ich habs nicht so lange ausgehalten, bin nach ein paar Minuten rückwärts wieder raus. Elke, das nächste Mal mußt halt mitkommen, dann kannst bei mir pennen und wir schreiben einen Doppelartikel 😉
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@ jemseneier
hast Du mit Deinem Kommentar nicht schon alles gesagt?
also mir reicht das … ich würde vielleicht so zusammenfassen:
„viel Geld für gaga“
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… und noch der kurze Hinweis darauf, dass die Anthroposophie in jüngster Zeit verstärkt versucht, den Gründer der Waldorfschulen – Rudolf Steiner – als „Philosoph“ zu vermarkten:
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„Christian Clements ‘kritische Ausgabe der Schriften Rudolf Steiners‘ (SKA)
Des Steiners neue Kleider
BERLIN. (hpd) Die Anthroposophie versucht seit Jahren, Rudolf Steiner ein neues, positives und neutrales Image zu geben: weg vom „verstörenden“ Esoteriker Steiner, hin zum bedeutenden Philosophen Steiner. Dass sich ein nach aussen hin renommierter Verlag, der „Frommann-Holzboog Verlag“, an dem anthroposophischen Betrug beteiligt, überrascht.
(…)“
weiter: https://hpd.de/artikel/11618
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Hallo Jemseneier, herzlichen Dank für das nette Angebot 🙂 Mir reicht es aber längst, ich halte das auch nicht mehr aus.
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