Gesundheitsamt Jena untersagt Heilpraktikerin Bienenluft-Therapie


Mal etwas ganz Neues, ein Gesundheitsamt verbietet einer Heilpraktikerin die Anwendung einer bestimmten Quacksalbertherapie und droht mit Bußgeld bei Zuwiderhandlung. Die HP hat natürlich Widerspruch eingelegt, rechtliche Schritte angekündigt und der Berufs- und Fachverband Freier Heilpraktiker ist entsetzt und sieht das Berufsausübungsrecht grundlos massiv verletzt 😉

Man kann nur hoffen, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, der auch viele weitere Verbote anderer Pseudo-Methoden zur Folge hat!

Heilpraxisnet.de berichtet:

Gesundheitsamt untersagt Bienenstockluft-Therapie
Das Gesundheitsamt Jena untersagte der Heilpraktikerin Janett Conrad die weitere Anwendung der Inhalation von Luft aus dem Bienenstock unter Androhung eines Zwangsgeldes. Die Behörde begründete dies in ihrem Schreiben damit, dass die Behandlung eine „Gefahr für Leib und Leben und Gesundheit“ von Patienten berge. Heilpraktiker befürchten nun, dass ein Präzedenzfall geschaffen wird, der bei Behörden bundesweit Schule machen könnte. Am Wochenende soll beim Mitteldeutschen Heilpraktiker-Kongress in Dresden diskutiert werden, wie man sich dagegen wehren kann.

Warme Luft aus dem Bienenstock inhalieren
Bei dieser Form der Behandlung inhaliert der Patient über eine Maske 35 bis 37 Grad warme Luft aus dem Bienenstock. „Die darin enthaltenen ätherischen Öle, sekundären Pflanzenstoffe oder Alkohole wirken antibakteriell und beruhigend auf die oberen Atemwege“, erläuterte Arno Bruder vom Deutschen Apitherapie Bund (DAB) im oberbayerischen Weilheim-Marnbach in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa. „Deshalb wird die Therapie auch besonders bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen der Atemwege mit Erfolg eingesetzt.“

Behandlung mit Bienenprodukten
„Apitherapie, die Behandlung mit Bienenprodukten zur Gesunderhaltung und Heilung ist eine der ältesten Heilmethoden mit jahrtausendealter Tradition und Erfahrung. Anders als viele neuzeitlich chemisch hergestellten Medikamente mit ihren negativen Nebenwirkungen ist die Medizin der Bienen sanft, trotzdem aber stark wirksam und gut verträglich. Sie ist kostengünstig und rezeptfrei für jeden erhältlich“ heißt es auf der Webseite des DAB. Die Experten berufen sich auf ihre praktischen Erfahrung – große wissenschaftliche Studien, welche die Wirkung der Bienenstockluft-Therapie bestätigen, gibt es bislang nicht.

Behörden sehen eine Gefahr für die Gesundheit
Für die Behörden in Thüringen und Ärztevertreter überwiegen jedoch die Gefahren einer solchen Therapie. In dem Bescheid, den Frau Conrad erhielt, heißt es: „Bei der Inhalation von Bienenstockluft durch den Patienten dringen allergenauslösende Partikel direkt und tief in den Körper ein. Hierbei kann es zu schwerwiegenden Reaktionen und damit zu allergischen Komplikationen kommen.“ Diese könnten nur von einem Arzt, jedoch nicht von einem Heilpraktiker behandelt werden. Das Landesverwaltungsamt, das der Amtsärztin diesen Schritt dringend angeraten hat, beruft sich auf eine Stellungnahme der Landesärztekammer. Diese erklärte, dass sie „vor dem Hintergrund der Risiken einer allergischen Komplikation auch bei bisher Gesunden (…) eine Durchführung der Inhalationsbehandlung durch einen Nichtarzt im Ergebnis für nicht verantwortbar“ hält.

Allergie-Test vor jeder Behandlung
Für den Berufs- und Fachverband Freier Heilpraktiker mit Sitz in Düsseldorf ist das Vorgehen der Thüringer Behörde „ein unglaublicher Fall“. Vorsitzender Dieter Siewertsen sagte: „Hier wurde massiv in das Berufsausübungsrecht einer Heilpraktikerin eingegriffen, um die Anwendung einer althergebrachten Behandlungsmethode unter dem Deckmantel der Gefahrenabwehr zu untersagen.“ Janett Conrad, die vor ihrer Arbeit als Heilpraktikerin viele Jahre als Krankenschwester auf einer Intensivstation tätig war, hat rechtliche Schritte angekündigt und bereits Widerspruch gegen den Bescheid eingelegt: „Die ins Feld geführten Gesundheitsgefahren sind durch keinerlei Literatur oder Einzelfallbeschreibungen belegt und rein hypothetisch.“ Sie erklärte, dass sie vor jeder Inhalation eine gründliche Anamnese des Patienten und einen Allergie-Test durchführe. Zudem halte sie stets eine Notfalltasche bereit, sollte es wider Erwarten Komplikationen geben. (ad)

Bienenluft Therapie
Apitherapie
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5 Gedanken zu “Gesundheitsamt Jena untersagt Heilpraktikerin Bienenluft-Therapie

  1. „Die ins Feld geführten Gesundheitsgefahren sind durch keinerlei Literatur oder Einzelfallbeschreibungen belegt und rein hypothetisch.“
    *sncr*
    Genau so hypothetisch wie die Vorteile einer Behandlung…

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    • Die Dame ist ausnahmsweise keine Homöopathin, steht aber dafür auf „Spagyrische Essenzen“, die sie anscheinend aus Pflanzen ihrer Region selbst herstellt 😀

      Aus Spagyros.de:

      Sämtliche spagyrische Essenzen werden als Mundspray in Sprühflaschen abgefüllt. Die Essenzmischungen werden direkt in den Rachenraum gesprüht. Ein zeitlicher Abstand von mindestens 15 Minuten zur Nahrungs- und Getränkeaufnahme ist notwendig, um die Wirksamkeit nicht zu beeinträchtigen. Mit der Einnahme über die Mund – schleimhaut erfolgt eine schnelle und vollständige Auf – nahme in den Blutkreislauf und damit ein rascher Wirkeintritt.

      PSIRAM:

      Heute werden die Spagyrischen Essenzen nach Zimpel nach Vorschriften des HAB (Homöopathisches Arzneibuch, Nr. 25/26) hergestellt. Geerntete und getrocknete Pflanzenbestandteile werden zerkleinert, bei 20-25 °C bakteriell vergoren und anschließend mit Wasserdampf destilliert. Der Destillationsrückstand wird getrocknet und verascht. Die Asche wird sodann dem Destillat flüchtiger Substanzen wieder als alchemistische conjunctio zugeführt. Unlösliche Verbindungen werden abfiltriert und bilden die Essenzen nach Zimpel, die also daher sowohl die flüchtigen Bestandteile als auch die unlöslichen Veraschungsprodukte enthalten sollen. Angewandt werden die Urtinkturen, denen nach Herstellerangaben bereits eine Wirkung zukommen soll sowie auch die homöopathischen Potenzen, die zu Zimpel-Komplexen führen.

      Colin Goldner:

      … Als Wirkträger der Spagyrika gelten nicht die jeweiligen Inhaltsstoffe, sondern die durch das besondere Fertigungsverfahren entwickelten „metaphysischen Kräfte“.

      Die „moderne“ Spagyrik, wie sie bis heute in Alternativheilkreisen betrieben wird, geht auf den selbstberufenen Wunderheiler Carl-Friedrich Zimpel (1801-1879) zurück – ein Eisenbahnangestellter ohne die geringste medizinische Qualifikation -, der sich autodidaktisch mit Astrologie und verschiedenen Heiltraditionen vertraut gemacht hatte.

      Zimpel war besessen von der alchimistischen Idee, ein „Universalmittel“ zur Heilung aller Krankheiten und zur Verlängerung des Lebens zu finden. Ungeachtet dessen entwickelte er einundzwanzig aus zahlreichen Einzelkomponenten zusammengesetzte Präparate, die er nach spagyrischer Vorschrift (respektive dem was er dafür hielt) herstellte.

      Obleich Zimpel keinerlei Wirkungsnachweis für seine Heilmittel erbringen konnte, fanden diese doch weite Verbreitung. 1925 wurde ein eigenes Pharmaunternehmen zur industriellen Herstellung spagyrischer Heilmittel begründet. Im Dritten Reich wurde die Spagyrik als „Volksheilweise“ ausdrücklich gefördert.

      Heute sind mehrere hundert Präparate unterschiedlicher Hersteller im Handel, die gegen alles und jedes eingesetzt werden: von Allergien, Arthrosen und Augenenentzündungen über Magen-, Leber- und Nierenerkrankungen hin zu Bluthochdruck, Bronchitis und Rheuma.

      Gelegentlich werden Spagyrika auch individuell von Apothekern oder Alternativheilern selbst hergestellt. Wie für Zimperls Originale fehlt auch für die modernen Mittel jeder unabhängige Wirkungsnachweis.

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