Obwohl die Psychologie längst wissenschaftlich erklärbare Antworten auf Besessenheitszustände hat, die fachlich Trance und Besessenheitszustände genannt werden und unter den Oberbegriff der Dissoziativen Störungen fallen, scheint der religiöse Exorzismus in Europa wieder aufzublühen
Nicht nur die katholische Kirche, deren Chefexorzist Gabriele Amorth nicht selten in die Schlagzeilen gerät, erfreut sich einer wachsenden Nachfrage, sondern auch eine Vielzahl von evangelikalen und charismatischen Strömungen, die neben ihren Heilungsgottesdiensten nach US-Vorbild, nun auch vermehrt Exorzismen im Rahmen sogenannter „Befreiungsdienste“ anbieten.
Wenn man jedoch betrachtet, wie weit sich esoterische Anschauungen und Praktiken in der westlichen Gesellschaft durchgesetzt haben, verwundert der Trend nicht. Auch hier gehört es zum Standardrepertoire an Besetzungen, dämonische Kräfte, Flüche und generell „negative Energien“ zu glauben und Gegenmethoden anzubieten. Ob nun der Mensch (ein Lebewesen), ein Ort oder die eigenen vier Wände „gereinigt“ werden müssen, spielt dabei keine Rolle.
Der Esoterik affine Gläubige wird neuzeitlich und allzeit mit diesem Wahn konfrontiert und findet er in der Szene keine Heilung, kann er den Teufel immer noch bei der Konkurrenz mit dem Beelzebub austreiben lassen. Wieder nicht verwunderlich, dass sich Exorzisten und charismatische Befreiungsdienstler bei ihrer Klientelsuche geradezu auf Anhänger okkulter Praktiken stürzen, weil der Satan genau durch diese sie in Besitz genommen haben soll.
Die Kreativität der Geschäftsideen kennt hier auf allen Seiten keine Grenzen, wobei die Annäherung der Charismatiker an die Esoterik unverkennbar ist, auch wenn sie das selbst vehement von sich weisen.
Allen „Austreibern“ ist heute jedoch gemein, dass sich ihr Angebot weit über Fälle mit diagnostizierbarer dissoziativer Störung hinaus erstreckt. Ein Grund für böse Mächte findet sich immer und überall, hinter jeder Krankheit und jedem Problem und sei es die Aussage morgens nicht auf Kaffee verzichten zu können. mischt eben hier „der Teufel“ mit. Die Arbeit geht so jedenfalls nicht aus und für manchen Kunden wird es zu einer Art Wellnessbesuch.
Gemeingefährlich daran ist natürlich generell die Indoktrination, die Ängste schürt und erst zu Psychosen führen kann und gemeingefährlich ist und bleibt die Behandlung von Fällen, die ein psychiatrisches Krankheitsbild mitbringen und niemals in die Hände von Laien und Möchtegern-Psychotherapeuten gehören, egal welcher Glaubenscouleur.
Aktuell kam zum Thema eine gute Doku auf 3sat unter dem Titel „Erlöse uns von dem Bösen“ , die im Moment leider nirgends nachgeschaut werden kann:
Besessenheit von Dämonen oder vom Teufel – wer sich von finsteren Mächten bedroht fühlt, ist in Not. Hilfe versprechen nicht nur Ärzte und Psychiater, sondern immer öfter auch Seelsorger, Exorzisten und sogenannte Befreiungsdienste – auch in der Schweiz.
Nach skandalträchtigen Todesfällen im Zusammenhang mit Exorzismus in Deutschland fristen Teufel und Dämonen in der modernen westlichen Theologie ein Schattendasein:Satan und seine Gehilfen passen nicht mehr in die Glaubenswelt vieler heutiger Kirchen. Dennoch führt die katholische Kirche nach wie vor Exorzismen durch, jedoch nur mit Erlaubnis des Bischofs und streng reglementiert in der Liturgie des «Rituale Romanum».
Auch im evangelikalen Bereich verzeichnen charismatische Freikirchen Zulauf, die Befreiungsdienste und Häuserbefreiungen anbieten. Alle verweisen auf das Neue Testament und die exorzistischen Praktiken Jesu.
Es scheint, dass der Teufel nicht totzukriegen sei. Mit dem Boom der Esoterik und der Ansiedelung von Migrationskirchen aus Ländern, in denen der Umgang mit Dämonen und Besessenheit selbstverständlich ist, drängt das Thema in die Mitte der Gesellschaft zurück.
Gibt es Besessenheit? Und was ist das genau? Warum überlebt der Teufel, allen Reformen und Aufklärungen zum Trotz? Wie begründen Seelsorger, Pastoren und Priester, die täglich mit bedrängten Menschen zu tun haben, ihre exorzistischen Praktiken? Wie unterscheiden sie zwischen psychischen Krankheiten und «dämonischen» Belastungen? Und was sagen Psychiater, moderne Theologen und Szenekenner dazu?
Die Dokumentation «Erlöse uns von dem Bösen» besucht Befreiungsgottesdienste, begleitet eine Häuserbefreiung, gibt Einblick in einen Kurs für «geistliche Kampfführung» und lässt Seelsorger und Priester in der deutschen Schweiz zu Wort kommen, die Befreiungsdienste anbieten oder im Einverständnis mit ihrem Bischof den grossen Exorzismus anwenden.
Im Beitrag wurde unter anderem der Schweizer Heilsarmee–Offizier Beat Schulthess vorgestellt, ein besonders beeindruckendes Beispiel, aber lest bitte selbst:
Der Heilsarmee-Offizier, der den Teufel austreibt
Für Beat Schulthess sind Dämonen, spukende Häuser und Verfluchungen Realität. Mittels Gebeten macht er den finsteren Mächten den Garaus. Und will Sodomisten wie Satanisten heilen …
Rein zufällig habe ich die 3Sat-Sendung im Fernsehen mit diesem Schulthess gesehen. Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass er ein gefährlicher Stümper ist, der sich anmasst, mit pseudowissenschaftlicher, selbst gestrickter Methodik psychische Krankheiten (Schizophrenie, Halluzinationen, Wahnvorstellungen usw.) zu behandeln oder angeblich gar zu heilen. In Verbindung mit religiotischen Ritualen und Thesen mutet das vorgeführte Prozedere irgendwie kindlich naiv und lächerlich an. Es dürfte in seinem Falle vergebliche Liebesmühe sein, wenn man ihn auf die möglichen Gefahren seiner durchgeführten „Heilungen“ hinweist. Er verfügt schließlich über keine medizinische Ausbildung in den Disziplinen Psychologie, Psychiatrie und Neurologie und somit ist ihm überhaupt nicht bewusst, welche Risiken er seinen „Patienten“ zumuten. Er mag bisher Glück gehabt haben, dass bei seiner Kundschaft bisher keine unliebsamen Überraschungen aufgetreten sind, denn bei den meisten Fällen, die er mit seinem Voodoo-Zauber „behandelt“ hat, dürfte es sich um leichtere Fälle handeln, wie sie häufiger vorkommen. Es ist nämlich keineswegs selten, dass bei der Einnahme bestimmter Medikamente, wie z.B. bei der Behandlung von Neuropathie, als Nebenwirkung halluzinatorische Effekte auftreten. Wird das Medikament abgesetzt, verschwinden auch die Halluzinationen. Wahnpsychosen sind von einem Facharzt zumeist im Rahmen einer Gesprächstherapie zu heilen. Nur in schwereren Fällen empfiehlt sich der kontrollierte Einsatz von Psychopharmaka.
In allen von seinen behandelten Fällen, bräuchte es kein Jesulein, denn der hätte viel zu tun, wenn er jeden einzelnen Menschen individuell betreuen müsste. Aber da auch Schulthess in frühester Jugend der bei Christen üblichen frühkindlichen Gehirnwäsche unterworfen wurde, glaubt er eben an dieses total verlogene biblische Märchen. Der Glaube nährt sich nun mal aus dem Wunsch, der eigenen Selbsttäuschung zur Wahrheit zu verhelfen. Auch dies ein Hinweis darauf, dass der Glaubenswahn nichts anderes als eine Wahnpsychose, verbunden mit einem Realitätsverlust, ist.
Ich behaupte mal, dass er gar nicht in der Lage ist, eine medizinisch korrekte Diagnose zu stellen. Somit sind die von ihm selbst „erfundenen“ Rituale (z.B. das Ölen und Weihwasser verspritzen) nichts anderes als fauler esoterischer Zauber. Aber auch das „Besprechen“ von Häusern und Wohnungen zeigt deutlich, wes Geistes Kind er ist. Davon ist nämlich selbst in der Bibel kein Wort zu lesen.
Würden er in Deutschland wohnen, würde man ihn wegen Kurpfuscherei anklagen und ins Gefängnis stecken, oder alternativ in die Psychiatrie einweisen.
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Es dürfte auch in Deutschland bekannt sein, dass sich das Zentrum der Schweizer Narren in Basel befindet. Die traditionsreiche Basler Fasnacht lockt alljährlich Besucher aus allen Teilen Europas an, die es sich nicht entgehen lassen wollen, den sog. „Morgenstreich“ zu erleben. Frühmorgens ab 4 Uhr wird z.B. am 13. März 2014 in Basels Innenstadt wieder die Hölle los sein. Da streifen die Trommler, Pfeiffer und die vielen tradtitonellen Fasnet-Cliquen durch Basels Strassen und feiern drei Tage lang ein farbenfrohes und rauschendes Fest..
Es sind selbstverständlich keine echten Narren, die sich zu dieser Zeit in Basel vergnügen. Die Basler führen sich nur als Narren auf. Die echten Narren findet man nämlich in Uster, einem kleinen Städtchen mit rund 32.000 Einwohnern im Zürcher Oberland. Da veranstaltet Beat Schulthess, ein Offizier der Heilsarmee, Teufelaustreibungen (Exorzismus), in deren Verlauf er aber auch Sodomisten oder Homosexuelle von ihrer „Krankheit“ heilt !
Sein Missionsziel beschreibt Schulthess wie folgt:
„Wir sind eine Rettungsstation für Gestrandete mit einem starken Rettungsteam. Jeder Gestrandete, der gerettet wurde, wird nach und nach geschult und ins Rettungsteam aufgenommen.“ (Das muss eine tolle Rettungstruppe sein, die auf diese Weise rekrutiert wird !)
Es liegt selbstverständlich für jeden normal denkenden und empfindenden Menschen auf der Hand, dass dieser Mann „einen Sprung in der Schüssel“ haben muss. In seinem kindlich naiven Glaubenswahn ist der liebe Beat allerdings nicht in der Lage, den von ihm produzierten Schwachsinn zu erkennen. Die Gefährlichkeit seines Wirkens ist ihm zudem überhaupt nicht bewusst. Er behauptet zwar, dass er mit Fachärzten (Psychiatern, Neurologen, Psychologen) zusammen arbeitet. Stellt sich dabei allerdings die Frage, was sind das für Fachärzte, die mit einem vom Teufels- und Dämonenwahn besessenen Heilsarmisten kooperieren ?
Wenn einer hier dringend einer psychiatrischen Therapie bedarf, dann unter Garantie niemand anderes als der selbsternannte Exorzist und Heilsarmee-Offizier Beat Schulthess.
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