Die Gebetsmühle: „Wer heilt, hat recht“


Artikel via GWUP-Blog:

Teil 1: Die Gebetsmühle

“Wer heilt, hat recht” ist ein Standardargument aus der alternativen Medizin.

Das Argument scheint schlagend – aber korrekterweise sollte es heißen: „Wer dabei war, hat recht“. Die Frage, welche Therapie – wenn überhaupt – bei der „Heilung“ eine Rolle gespielt hat, ist ja gar nicht geklärt. Nun, der „Heiler“ war dabei und beansprucht jeglichen positiven Effekt einschließlich des Placebo-Effektes für sich, und deshalb soll er recht bekommen. Ein Schelm, wer dabei an Trittbrettfahren denkt. „Wer heilt, hat recht“ ist die Gebetsmühle, mit deren Hilfe Anbieter der alternativen Medizin – ob Dr. med. oder nicht – auf Beutejagd gehen, und es funktioniert!

Die Vorgehensweise ist einfach: Man werbe von der regulären Medizin enttäuschte Patienten, gebe ihnen ein gutes Gefühl, rede ihnen gut zu, rede ihnen Krankheiten ein, die sie gar nicht haben, und binde sie ideologisch. Welche Quacksalber-Methode man dabei nutzt, ist eigentlich egal. Homöopathie ist ein besonders guter Kandidat, weil für sie massive Medienkampagnen gelaufen sind und sie auch ihre akademischen Helfershelfer hat, die ihnen notfalls den Stempel „wissenschaftlich“ aufdrücken. Wer darauf nicht anspricht, dem kann man ja indische oder chinesische Medizin anbieten.

Nun kann nichts mehr schief gehen. Wenn doch, liegt es an der verteufelten „Schul“-Medizin. Möglicherweise hat ein Arzt, berechtigt oder unberechtigt, eine Therapie mit vielen Nebenwirkungen verordnet. Bereits durch das Absetzen dieser Behandlung fühlt sich der Patient besser – ob ihm dies langfristig dienlich ist, sei dahingestellt: Erfolg Nummer eins. Wenn es dem Betroffenen trotz Beginn der alternativen „Behandlung“ schlecht geht – aber nur dann! – liegt es an der „Erstverschlimmerung“. Geniale Ausreden für Misserfolge! Sind Krankheiten eingebildet oder eingeredet, kann man sie ohnehin mit dubiosen Messmethoden als „geheilt“ erklären und als Erfolg abhaken. Bei anderen Beschwerden warte man nur ab – geht es dem Patienten, aus welchen Gründen auch immer, besser, ist es ebenfalls ein Erfolg. Auch bei dem natürlichen Auf und Ab einer Krankheit kann man durch „Anpassen“ der Scheintherapie immer einen Erfolg buchen. Stirbt der Kranke, war die Vergiftung durch die „Schul“-Medizin schuld. Egal, was passiert, „der Heiler hat immer recht“, denn er ist dabei, und alle Erfolge (von wo auch immer) sind sein Verdienst, alle Misserfolge dagegen ein Problem der „Schul“-Medizin – oder Resultat einer „Erstverschlimmerung“.

Rechthaberei ist der Ausgangspunkt solcher Sprüche im Marketingprogramm der „alternativen“ Medizin, nicht Sorge um Patienten. Ein wenig Bescheidenheit und Selbstkritik wären angemessener.

Update: „Wer heilt, hat recht?“ (2)

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